Die Agentur S&P stufte langfristige Hellas-Staatsanleihen um drei Stufen auf CCC zurück. Griechenland ist damit schlechter als Pakistan.

Berlin/Athen/Brüssel. Griechenland ist jetzt das Land mit dem weltweit schlechtesten Kreditrating der Agentur S&P. Einen Tag vor einem Treffen der Euro-Finanzminister zur Schuldenkrise hat die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit von Griechenland noch einmal drastisch von B auf CCC herabgestuft. Damit fällt Griechenland noch hinter Länder wie Ecuador, Jamaica oder Pakistan zurück. Athen kritisierte, die schlechte Bewertung berücksichtige nicht die Bemühungen um eine abgesicherte Finanzierung in den nächsten Jahren.

Zur Begründung erklärte Standard & Poor’s am Montag, die Wahrscheinlichkeit von einem oder mehreren Zahlungsausfällen in den kommenden zwei Jahren sei aus ihrer Sicht erheblich gestiegen. Als Zahlungsausfall gilt der Agentur auch eine Umschuldung mit verzögerter Rückzahlung, wie sie Deutschland vorgeschlagen hat, um auch private Investoren am Rettungspaket für Griechenland zu beteiligen. Die Finanzminister der Eurogruppe beraten am (heutigen) Dienstag in Brüssel über die Finanzkrise.

Die Herabstufung lasse die intensiven Verhandlungen mit der europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds um eine tragfähige Lösung außer acht, erklärte das griechische Finanzministerium. Die Regierung bleibe „auf jeden Fall bei ihrem Kurs zur Rettung des Landes“.

Sie hat gerade ein neues Sparpaket vorgestellt, das bis 2015 insgesamt 28 Milliarden Euro durch neue Steuern und Ausgabenkürzungen sowie 50 Milliarden durch ein Privatisierungsprogramm aufbringen soll. Es soll in dieser Woche im Parlament erörtert und Anfang kommenden Monats verabschiedet werden. Das ist eine Voraussetzung für die Freigabe der fünften Tranche des 110 Milliarden Euro schweren Rettungspakets, das im Mai mit EU und IWF vereinbart worden war. Standard & Poor’s sieht die damit verbundenen Risiken angesichts der politischen Lage und des schwierigen wirtschaftlichen Klimas in Griechenland steigen.

Die Opposition reagierte verärgert auf die neuen Sparpläne. Selbst einige Abgeordnete der sozialistischen Regierungspartei äußerten sich kritisch, drohten aber nicht offen, dagegen zu stimmen. Die Gewerkschaften haben für Mittwoch zu einem Generalstreik aufgerufen. Zugleich sollen wie in den vergangenen Tagen auch Protestdemonstrationen stattfinden. Außerdem wurde zu einer Blockade des Parlaments aufgerufen.

Hintergrund: So arbeiten Ratingagenturen

Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken und Staaten. Die weltweit einflussreichsten Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P) sowie Moody’s und Fitch. S&P stufte Griechenland jüngst um ganze drei Noten auf nunmehr „CCC“ herunter.

Für ihre Einstufungen verwenden Ratingagenturen Buchstabencodes. Die Skala beginnt bei den beiden Marktführern in der Regel mit der Bestnote „AAA“, die beispielsweise Deutschland regelmäßig erhält. Es folgen „AA“, „A“, „BBB“, „BB“, „B“, „CCC“, „CC“, „C“.

Die meisten Stufen können mit Plus- und Minuszeichen noch feiner unterteilt werden. Ab „BB+“ beginnt der spekulative Bereich, der auch „Ramsch“ (englisch: „Junk“) genannt wird. Die Skala reicht nach unten bis „D“. Das bedeutet, dass ein Ausfall des Schuldners eingetreten ist – also praktisch den Bankrott. Mit der Einstufung „CCC“ ist Griechenland nun also nur noch wenige Noten von der Tiefstwertung „D“ entfernt.

Je schlechter die Ratingagenturen die Bonität eines Schuldners beurteilen, desto teurer und schwieriger wird es für ihn, sich am Kapitalmarkt Geld zu besorgen. Kritiker bemängeln allerdings, es bleibe oft unklar, welcher Anteil der Bonitätseinstufungen (Ratings) auf Fakten und Berechnungen beruht und was Meinung ist. In der Finanzkrise wurden Ratingagenturen zum Beispiel an den Pranger gestellt: Weil sie Ramschpapiere als sichere Geldanlage anpriesen, wurde ihnen eine Mitschuld an der Krise gegeben.

(abendbatt.de/Reuters/dapd/dpa)