Peter Hauk bleibt Chef der CDU-Fraktion im “Ländle“. Nach der Niederlage bei der Landtagswahl ein weiterer Rückschlag für die Mappus-Vertraute Gönner.

Stuttgart. Die Enttäuschung saß tief, als das Ergebnis kurz nach 15.30 Uhr kam. Bei den engsten Mitarbeitern des scheidenden Ministerpräsidenten Stefan Mappus gab es lange Gesichter. Offensichtlich hatte ihnen die bisherige Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) bereits interessante Jobs in der CDU-Fraktion in Aussicht gestellt. „Das Leben geht weiter“, brachte einer so gerade noch über die Lippen. Es gibt kaum noch Zweifel: Die Ära Mappus ist nach der klaren Niederlage seiner Vertrauten Gönner bei der Wahl zum Fraktionsvorsitz beendet.

Sieger auf der ganzen Linie ist Peter Hauk, der langjährige Gegenspieler von Mappus und Weggefährte von Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger. Der 50-Jährige hat nach seinem 39:21-Erfolg über Gönner alle Trümpfe in der Hand. Da sie selbst vorgeschlagen hatte, den Partei- und Fraktionsvorsitz in einer Hand zu bündeln, könnte Hauk jetzt zugreifen. Doch der Forstwirt mit der Vorliebe für schwarze Anzüge und grüne Krawatten zögert. Er will offensichtlich nach der rasch angesetzten Kür des Fraktionschefs die Partei nicht weiter überfahren. Gönner hatte mehrfach angemahnt, die „schwer getroffene Partei“ brauche Zeit zum Innehalten.

Ob Hauk das Erbe des scheidenden CDU-Landeschefs Mappus antritt oder nicht, hängt wohl auch davon ab, wer sich am Ende bewirbt. Da kommt es jetzt darauf an, wie Gönner sich verhält. Die 41-Jährige, die bei der Vorstellung auf ihre guten Kontakte nach Berlin verwiesen hatte, laviert. Nach der CDU-Vorstandssitzung am späten Montagabend hatte sie noch erklärt, sie werde im Fall einer Niederlage gegen Hauk nicht für den Landesvorsitz kandidieren. Als es soweit war, hörte sich das etwas anders an: Sie wolle sich noch nicht festlegen.

Jetzt rächt sich, dass Gönner ihrer Forderung nach einer Bündelung der Spitzenposten damit Nachdruck verlieh, nur für den Parteivorsitz anzutreten, wenn sie auch die Fraktion führen darf. Und so fügte sie nach ihrem Misserfolg hinzu: „Meine Tendenz ist eher, nicht anzutreten.“ Und ja, es sei nun wichtig die Reihen zu schließen, erklärte sie auf die Frage, ob sie Hauk bei einer eventuellen Kandidatur unterstütze. Doch ein Hintertürchen ließ sich Gönner, der ein guter Kontakt zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nachgesagt wird, noch offen. Zuerst müsse man in die Partei hineinhören.

Hauk wird genau hinhören, wie Gönner sich äußert. Ihr Verhältnis ist seit längerem angespannt. Schon als Agrarminister noch unter Oettinger geriet er mit ihr aneinander – für Verbraucherfragen fühlten sich beide zuständig. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Fraktionschef eine Doppelspitze mit Gönner bilden würde. Wer aber für den CDU-Landesvorsitz außerdem infrage kommt, ist noch unklar.

Denkbar wäre, dass Hauk seinen alten Weggefährten Willi Stächele als Parteivorsitzenden vorschlagen würde. Doch der 59-jährige Noch-Finanzminister macht sich Hoffnungen auf den Posten des Landtagspräsidenten. Immer öfter fällt der Name Thomas Strobl. Der 51-jährige Generalsekretär der Südwest-CDU ist Chef der Landesgruppe in der Unions-Bundestagsfraktion – eine gute Visitenkarte. Andererseits wird der Wahlkampfmanager parteiintern mit dem Wahldebakel in Verbindung gebracht.

Sollte Gönner sich endgültig gegen eine Kandidatur entscheiden, bleibt ihr noch die Hoffnung auf einen Posten im Bundeskabinett. Ihr Name kommt in Berlin oft dann ins Spiel, wenn über eine Umbildung spekuliert wird. Das würde aber voraussetzen, dass Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) bei einer Neuwahl in Nordrhein-Westfalen als Spitzenkandidat nach Düsseldorf wechselt. Und dann müsste wohl auch noch einer der drei baden-württembergischen Spitzenpolitiker aufhören: Forschungsministerin Annette Schavan, Finanzminister Wolfgang Schäuble oder Fraktionschef Volker Kauder. (dpa)