Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg war das beliebteste Thema beim Politischen Aschermittwoch. Alle Verbal-Attacken im Überblick.

Passau/Vilshofen/Demmin. Gar nicht dabei und doch allgegenwärtig: Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg war beim Politischen Aschermittwoch das Hauptthema. Heftige Verbalattacken hatten alle Parteien zu bieten. Hier der Überblick:

CSU: "Du bist einer von uns, Du bleibst einer von uns"

Unter lautem Jubel kündigte CSU-Chef Horst Seehofer in Passau an, „alles dafür zu tun“, dass Guttenberg rasch wieder politisch aktiv wird. An den abwesenden Ex-Minister gewandt sagte er: „Du bist einer von uns, Du bleibst einer von uns, und wir wollen, dass Du wieder zurückkehrst in die deutsche Politik.“ Seehofer betonte auch die christliche Prägung Deutschlands und verteidigte die Position des neuen CSU-Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich. Von Ausländern müsse in Deutschland verlangt werden können, „sich zu unserer Werteordnung zu bekennen und als Erstes die deutsche Sprache zu lernen“. Deshalb will Seehofer ein Bekenntnis zur deutschen Sprache in die bayerische Landesverfassung aufnehmen. Von „RAF-Sympathisanten“ und „Stasi-Kommunisten“ lasse sich die CSU nicht Anstand und Moral vorhalten, sagte der bayerische Ministerpräsident mit Blick auf Grüne und Linke.

CDU: "Wir müssen uns nicht belehren lassen, wenn es um Anstand und Ehrlichkeit geht"

CDU-Chefin Angela Merkel verbat sich Kritik am Umgang mit der Plagiatsaffäre. „Karl-Theodor zu Guttenberg hat schwere Fehler gemacht, keine Frage. Und dafür ist er seinen Doktortitel losgeworden, keine Frage“, sagte sie in Demmin. „Wir, die Christlich-Demokratische Union, müssen uns von Herrn Gysi, Herrn Trittin und Herrn Gabriel wirklich nicht belehren lassen, wenn es um Anstand und Ehrlichkeit in der Politik geht.“ Sie dankte dem zurückgetretenen Minister ausdrücklich für seine Arbeit. Merkel attackierte in ihrer Rede auch die Grünen, sie warf ihnen eine Blockadehaltung bei Zukunftsprojekten wie dem Bahnhof Stuttgart 21 vor. Wenn es um schwierige Entscheidungen gehe, „dann ducken sich die Grünen weg“, sagte Merkel.

FDP: "Ob Sonne oder Regen, Hauptsache dagegen, das kann nicht die Devise sein"

FDP-Chef Guido Westerwelle verzichtete auf jegliche Kritik an CSU und CDU und auf tagespolitische Attacken. Er warnte stattdessen vor einer Dagegen-Stimmung in Deutschland. „Wir können nicht ein Land sein, in dem nur noch Mehrheiten gegen etwas möglich sind", sagte er. „Ob Sonne oder Regen, Hauptsache dagegen, das kann nicht die Devise der Deutschen sein.“ Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger warnte in Straubing vor einer Gleichsetzung von Islam und Extremismus. „Islam ist nicht gleich Islamismus“, sagte die bayerische FDP-Chefin.

SPD: „Früher hieß das bei der CSU: Laptop und Lederhose. Heute heißt es: Copy und Paste.“

SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte in Vilshofen, wenn „Lug und Trug“ die heutigen bürgerlichen Tugenden seien, wolle seine Partei damit nichts zu tun haben. „Früher hieß das bei der CSU: Laptop und Lederhose. Heute heißt es: Copy und Paste.“ Mit Blick auf die Landtagswahl in Baden-Württemberg am 27. März sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel in Ludwigsburg: „Ich kenne in Baden-Württemberg nur eine echte Dagegenpartei, das ist Herr Mappus und die CDU.“ Er ging zudem hart mit Merkel ins Gericht. „Merkel hält am liebsten die ganze Bevölkerung zum Narren.“ So habe sie ihr Versprechen „mehr Netto vom Brutto“ gebrochen.

Grüne: "Doktor ade, Minister ade, Glaubwürdigkeit ade."

Grünen-Chefin Claudia Roth sagte in Landshut in Anspielung auf Goethes Faust, Guttenberg sei „einen Pakt mit dem Zitierteufel eingegangen“. Das Ergebnis: "Doktor ade, Minister ade, Glaubwürdigkeit ade.“ Sie geißelte zudem die Islam-Äußerungen von Innenminister Freidrich: "Es sind doch diese Friedrichs in diesem Land, die nicht angekommen sind.“ Landtagsfraktionsvorsitzende Margerete Bause spottete, mit Guttenbergs Rücktritt habe sich die "Lichtgestalt“ der CSU als "Blendgranate“ entpuppt. Die CSU sei nun wieder auf Markus Söder und Alexander Dobrinth als personelle Zukunftshoffnungen zurückgeworfen: Das sei "hart“, konstatierte Bause unter dem Johlen der Grünen Parteigänger.

Linke: "Wenn Abschreiben ein Zitierfehler ist, ist Ladendiebstahl ein Einkaufsfehler."

Guttenberg habe das Abschreiben einen „Zitierfehler“ genannt, sagte Linke-Chef Klaus Ernst im niederbayerischen Tiefenbach: „Dann kann man künftig Ladendiebstahl als Einkaufsfehler bezeichnen." Zusammen mit dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Gregor Gysi, schimpfte er über die Politik der Bundesregierung und deren Beeinflussbarkeit durch Lobbyisten. „Nicht die Politik entscheidet, was die Banken tun, sondern die Banken entscheiden, was die Politik tut“, sagte Gysi. „Das gefährdet die Demokratie.“ Ernst sagte, Forderungen von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nach höheren Löhnen seien Schaumschlägerei: „Wenn Brüderle von Lohnerhöhungen spricht, wenn sich die FDP um die Tarifverträge Gedanken macht, dann ist das genauso, wie wenn der Papst sich um die Qualität von Kondomen kümmern würde."