Bürger sprechen in einer Umfrage von Rufschädigung. Guttenbergs Verteidigung im Bundestag im Live-Ticker bei abendblatt.de

Berlin. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht ihren Kabinettskollegen Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) angesichts der Diskussionen um seine Doktorarbeit und die Plagiatsaffäre in einer „schwierigen Lage“. Einen möglichen Rücktritt kommentierte sie nicht. „Wie er sich den Vorwürfen stellt und reinen Tisch macht, wird mit darüber entscheiden, welches Bild sich die Menschen von ihm als Politiker machen“, sagte von der Leyen der „Rheinischen Post“. Der Nachrichtenagentur dpa sagte von der Leyen: „Ich vertraue fest darauf, dass Karl-Theodor zu Guttenberg diese schwierige Situation meistert. Ich werde ihm, wo es geht, den Rücken stärken.“

Das Image des Verteidigungsministers hat Kratzer bekommen. Nach einer Umfrage für den „Stern“ hat vor allem sein Ruf gelitten, glaubwürdig, gradlinig und vorbildlich zu sein. Glaubwürdigkeit etwa bescheinigt ihm nur noch jeder Zweite (50 Prozent) – neun Punkte weniger als in einer entsprechenden Umfrage vor drei Wochen. Knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) erklärte, der Minister habe bei ihnen an Vertrauen verloren. Mit 70 Prozent sagte jedoch die große Mehrheit, an ihrem Vertrauen zu dem Minister habe sich nichts geändert. Fast drei Viertel (73 Prozent) sprachen sich Ende voriger Woche für seinen Verbleib im Amt aus. Sogar die Anhänger von SPD, Grünen und der Linken waren mehrheitlich gegen einen Rücktritt. Für die repräsentative Umfrage, die allerdings vor dem Einräumen von „gravierenden Fehlern“ durch den Minister stattfand, wurden am Donnerstag und Freitag 1004 Bundesbürger befragt.

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Guttenberg will an diesem Mittwoch im Bundestag zum Pfusch bei seiner Doktorarbeit Rede und Antwort stehen. Es dürfte eine der spannendsten Fragestunden werden, die der Bundestag je erlebt hat. Das Wichtigste aus der Debatte können Sie live bei abendblatt.de verfolgen. Guttenberg will auch im Plenum das Wort ergreifen. Guttenberg hatte die Vorwürfe, er habe Teile seiner Dissertation abgeschrieben, anfänglich als „abstrus“ zurückgewiesen. In einem nächsten Schritt legte er seinen Doktortitel vorübergehend, dann endgültig ab – auch wenn das rechtlich nicht möglich ist.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte den Verzicht und sicherte dem Minister ihre Unterstützung zu. Die Opposition sieht die Affäre damit aber nicht ausgestanden. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier legte Guttenberg den Rücktritt nahe. Vor dem Auftritt im Bundestag stärkte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe dem Verteidigungsminister den Rücken. „Er hat sich sehr deutlich zu eigenen Fehlern bekannt und sich entschuldigt“, sagte Gröhe der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Guttenberg steht einem Bericht der „Berliner Zeitung“ zufolge auch unter Verdacht, seinen Doktortitel geführt zu haben, bevor er dazu befugt war. Der Berliner Chemiker und ehemalige Bundeswehroffizier Markus Kühbacher kündigte eine Strafanzeige gegen ihn wegen Titelmissbrauchs an. Nach Kühbachers Angaben trat der Politiker im Bundestag bereits ab Mai 2007 als Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg auf, obwohl die Doktorarbeit vom Verlag Duncker und Humblot erst Anfang 2009 gedruckt worden sei.

„Und auch das wahrscheinlich von ihm persönlich verfasste Vorwort zu seiner Dissertation hat Guttenberg erst 2008 geschrieben, aber zu dem Zeitpunkt führte er schon seinen Doktortitel“, sagte Kühbacher. Wie die Zeitung weiter meldet, wird die Urkunde über die bestandene Doktorprüfung, deren Aushändigung zum Führen des Titels berechtigt, gemäß Promotionsordnung aber erst nach Abgabe von Pflichtexemplaren der Dissertation ausgestellt. Allerdings könnten die Pflichtexemplare bei der Uni auch schon eingereicht worden sein, als das Buch noch gar nicht gedruckt war. (abendblatt.de/dpa/AFP)