Die Verteidiger verlangen die Herausgabe von Geheimakten des KGB. Demjanjuk nennt sich selbst einen harmlosen ukrainischen Bauern.

München. Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk hat einen Hungerstreik angedroht. Wenn das Landgericht München II nicht von seiner Verteidigung geforderte Akten und Beweismittel einbeziehe, werde er in zwei Wochen keine Nahrung mehr zu sich nehmen, kündigte der 90-Jährige in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung an. Die Verhandlung sei ein politisch motivierter „Schauprozess“. Bei den Akten geht es unter anderem um eine Akte des früheren sowjetischen Geheimdienstes KGB.

„Für mich bleibt nur eine einziger Weg, der Welt zu zeigen, was für eine Verhöhnung der Gerechtigkeit dieses Verfahren darstellt.“ Der gebürtige Ukrainer Demjanjuk soll 1943 als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor bei der Ermordung von 27.900 Juden in den Gaskammern geholfen haben.

Demjanjuk nannte sich selbst einen „ukrainischen Bauern“, der für die Verbrechen, die Deutsche im Zweiten Weltkrieg verübt haben, verurteilt werden solle. Demjanjuk bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und hat bereits zu früheren Zeitpunkten schwere Vorwürfe gegen die deutsche Justiz erhoben. Der Prozess gegen Demjanjuk zieht sich bereits seit 2009 mit inzwischen mehr als 80 Verhandlungstagen hin. Für den Dienstag war ursprünglich mit dem Beginn der Plädoyers gerechnet worden, ob es dazu kommen würde, blieb zunächst unklar.

Für die Plädoyers sind mehrere Tage angesetzt, auch weil es zahlreiche Nebenkläger gibt. Das Urteil könnte Ende März fallen. Demjanjuk war 1942 als Mitglied der Roten Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. Die Anklage wirft ihm vor, er sei danach im SS-Ausbildungslager Trawniki als Helfer geschult worden. Bereits vor dem Prozess in Deutschland hatte es ein jahrelanges juristisches Tauziehen um die Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers aus den USA gegeben, in die er nach dem Krieg ausgewandert war. Am 12. Mail 2009 war Demjanjuk dann in München angekommen und in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht worden.