Der von Gegnern geforderte Rücktritt des ägyptischen Präsidenten ist ausgeblieben. In einer TV-Ansprache gab sich Mubarak störrisch.

Kairo. Die Regierungsgegner in Ägypten könnten noch am Donnerstag an das Ziel ihrer Wünsche gelangen: Am späten Nachmittag verdichteten sich die Anzeichen, dass Präsident Husni Mubarak nach fast 30 Jahren an der Spitze des nordafrikanischen Staates zurücktreten.

CNN, BBC, NBC, ABC - die englischsprachigen Nachrichtensender sind sich einig: Ägyptens Präsident könnte noch am Abend den wochenlangen Forderungen der Demonstranten nachgeben und von seinem Amt zurücktreten. Die Macht wolle Mubarak an seinen Stellvertreter und Vize-Präsident Omar Suleiman übertragen.

Hossan Badrawi, Generalsekretär der ägyptischen Regierungspartei NDP, sagte dem britischen Sender BBC, er hoffe, dass Mubarak die Macht übertrage. Mubarak werde „sehr wahrscheinlich“ am Abend zur Nation sprechen. Nach Einschätzung Badrawis könnte Mubarak „bis Freitag den Forderungen des Volkes“ nachkommen. „Ich rechne damit, dass der Präsident auf die Forderungen der Menschen eingeht, denn es geht ihm um die Stabilität des Landes, der Posten ist ihm derzeit nicht wichtig", sagte Badrawi, am Donnerstag dem britischen Sender BBC. Auf die Frage, ob Mubarak sich am Freitag an die Öffentlichkeit wenden werde, sagte Badrawi, dies könne schon vorher geschehen. Auch von der Armee wurde in Kürze ein Statement erwartet.

Einem Bericht des US-Senders ABC zufolge hat auch der Stabschef der ägyptischen Armee einen Rücktritt Mubaraks angedeutet. Er habe wörtlich zu den Demonstranten gesagt: „Alle eure Forderungen werden heute abend erfüllt.“ Die Demonstranten hatten als zentrale Forderung den Rücktritt Mubaraks verlangt.

Nach Informationen des US-Senders NBC soll nach einem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak Vizepräsident Omar Suleiman an die Staatsspitze rücken. Das Militär habe mitgeteilt, der Rücktritt sei eine Antwort auf legitime Forderungen des Volkes, berichtete der Sender.

Der US-Sender CNN zitiert den neuen Generalsekretär der herrschenden Nationalen Demokratischen Partei, Hossam Badrawi, mit den Worten an die Demonstranten: „Sie haben gewonnen.“ Mubarak werde Schritte ergreifen, die den Forderungen der Jugend entsprächen und im besten Interessen des Landes seien. Für den Rücktritt Mubaraks gibt es auch nach den Worten von CIA-Chef Leon Panetta eine „große Wahrscheinlichkeit“. Er erwarte noch in der Nacht eine Erklärung des ägyptischen Staatschefs, zitierte der US-Sender CNN Aussagen Panettas im Kongress vom Donnerstag

BBC zitierte außerdem den Ministerpräsidenten Ahmed Schafik mit der Aussage, Mubarak scheide womöglich aus dem Amt. CNN meldete, der seit 30 Jahren regierende Staatschef habe seinen Posten als Armeechef abgegeben. Auf dem Kairoer Tahrirplatz rief ein hoher Offizier den Demonstranten zu: „Alles, was ihr wollt, wird geschehen.“ Die Demonstranten brachen in Jubel aus.

Verfolgen Sie auf abendblatt.de die neuesten Entwicklungen in Ägypten:

22:38 Uhr: Der ägyptische Vizepräsident Omar Suleiman will sich nach der Übernahme von Amtsvollmachten des Präsidenten Husni Mubarak an das Volk wenden.

22:29 Uhr : „Ein nationaler Dialog hat begonnen, wir sollten diesen Weg weitergehen“, sagte Mubarak. „Wir haben uns auf einen Rahmen geeinigt, bauen wir ihn aus zu einem Fahrplan, zu einem Zeitplan. Das Blut, das vergossen wurde, war nicht vergeblich."

22:27 Uhr: „Ich bin entschlossen, alle Versprechen zu erfüllen“, sagte Mubarak.

22:26 Uhr: Mubarak sagte, dass er die Umsetzung der versprochenen Reformen und eine friedliche Übergabe der Macht selbst überwachen wolle.

22.10 Uhr: Die Enttäschung auf dem Tahrir-Platz ist sichtbar, von zuvor geschwenkten Fahnen ist nichts mehr zu sehen.

22.07 Uhr: Ich werde keinem ausländischen Druck weichen, betonte Mubarak in seiner TV-Ansprache.

22.05 Uhr: Das Wichtigste sei nun, das Vertrauen innerhalb der ägyptischen Gemeinschaft wiederherzustellen.

22.03 Uhr: "Ich werde das Land nicht verlassen, ich werde in Ägypten begraben werden", sagt Mubarak.

22.02 Uhr: Mubarak überträgt seine Amtsgeschäfte an seinen Vizepräsidenten Omar Suleiman.

22.00 Uhr: Allerdings bestätigt Mubarak seine Ankündigung, nicht erneut bei Wahlen anzutreten.

21.58 Uhr: Mubarak enttäuscht die Regierungsgegner und kündigt an, im Amt bleiben zu wollen.

21.54 Uhr: Mubarak beginnt mit einer Litanei über die Geschehnisse rund um die Unruhen in Ägypten. "Ich werde die Menschen bestrafen, die das Blutvergießen zu verantworten haben", sagt der ägyptische Präsident.

21.41 Uhr: Mit rund 40 Minuten Verspätung tritt Husni Mubarak vor die Fernseh-Kamera und beginnt mit seiner Rede an das Volk.

21.29 Uhr: Der TV-Sender Al Arabiya berichtet unter Berufung auf Kreise, dass Mubarak seine Amtsgeschäfte an Vizepräsident Suleiman übertragen hat.

21.17 Uhr: Die Menschen auf dem Tahrir-Platz warten noch immer auf die angekündigte Rede von Präsident Mubarak. Die Demonstranten schwenken in freudiger Erwartung ägyptische Landesfahnen, die Stimmung ist friedlich.

20.22 Uhr: Die Welt ist nach den Worten von US-Präsident Obama Zeuge, wie in Ägypten Geschichte geschrieben wird. Zum Auftakt einer Rede im Bundesstaat Michigan sagte Obama am Donnerstag, die US-Regierung verfolge die Entwicklungen in Kairo sehr genau und werde sich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher dazu äußern. Der Präsident betonte weiter: „Amerika wird weiterhin alles tun, um einen geordneten und echten Übergang zur Demokratie in Ägypten zu unterstützen.“

20.10 Uhr: Ein Regierungsvertreter sagte, mit der Fernsehansprache Mubaraks sei um 21.00 Uhr (MEZ) zu rechnen.

19.24 Uhr: Hunderttausende jubelnde Anhänger der ägyptischen Opposition warten auf dem Tahrir-Platz noch immer mit Spannung auf die Rede von Mubarak. In Sprechchören verlangen Protestierer den Rücktritt des Präsidenten. Die Stimmung ist freudig und erwartungsvoll. Zugleich kommt bei vielen Demonstranten aber auch die Befürchtung auf, dass Vizepräsident Omar Suleiman und das Militär die Macht an sich ziehen könnten. „Wir wollen Demokratie und eine zivile Regierung“, sagte der Demonstrant Ahmed Sami.

19.05 Uhr: Das staatliche ägyptische Fernsehen zitiert das Informationsministerium mit den Angaben, Präsident Husni Mubarak werde nicht zurücktreten.

18.45 Uhr: US-Präsident Barack Obama hält sich vorerst mit einer Bewertung der Berichte über eine bevorstehenden Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zurück. „Wir müssen einfach sehen und abwarten, was passiert“, sagte er in Washington.

18.26 Uhr: Der ägyptische Präsident Husni Mubarak und sein Stellvertreter Omar Suleiman beraten nach Angaben des staatlichen Fernsehens über die Lage. Das Treffen finde im Präsidentenpalast statt, hieß es am Donnerstagabend. Zuvor hatte die Streitkräfteführung mitgeteilt, Mubarak werde die Forderungen der Protestbewegung erfüllen, die seit 17 Tagen seinen Rücktritt fordert. Auf den Tahrir-Platz in Kairo strömten am Abend Tausende von Menschen in Erwartung der Rücktrittserklärung.

18.04 Uhr: Ein führendes Mitglied der oppositionellen Muslimbrüder zeigt sich besorgt über Entwicklung. Es „sieht aus wie ein Militärputsch“.

17.30 Uhr: Das staatliche Fernsehen berichtet, Mubarak werde am Donnerstagabend von seinem Palast in Kairo aus zur Nation sprechen.

17.16 Uhr: Der Chef der ägyptischen Regierungspartei, Hossam Badrawi, erklärt im britischen Sender BBC, es wäre richtig, wenn Mubarak beiseitetrete. Er erwarte, dass der Präsident noch am Donnerstag von seinem Amt zurücktrete.

17.02 Uhr: Mubarak ist nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Arabija zusammen mit dem Stabschef der Armee in den Ferienort Scharm El-Scheich gereist.

(rtr/afp/dpa/dapd)