Der Energiekonzern RWE holt seine Mitarbeiter aus Ägypten zurück. Die Lufthansa fliegt Deutsche aus Kairo aus. Jetzt droht ein Generalstreik.

Kairo/Hamburg. Der Energiekonzern RWE hat angesichts der Unruhen Mitarbeiter aus Ägypten ausgeflogen. Rund 90 Personen – Mitarbeiter mit ihren Familien – seien mit einer Chartermaschine am frühen Montagmorgen in Hamburg gelandet, sagte eine Sprecherin der Öl- und Gasfördertochter Dea. Die Produktion gehe aber weiter. RWE-Dea beschäftigt rund 140 Mitarbeiter in seiner ägyptischen Landesgesellschaft. Hinzu kommen 1100 Beschäftigte im Gemeinschaftsunternehmen Suez Oil. Nach Angaben der Sprecherin sind es vor allem Ägypter.

Den Mitarbeitern sei am Wochenende angeboten worden, nach Europa zu fliegen. „Wir haben eng mit dem Auswärtigen Amt zusammengearbeitet“, sagte die Sprecherin. Zudem musste eine Sonderflugerlaubnis für Hamburg beantragt werden, wo die Maschine am Montagmorgen gegen 1.30 Uhr landete. Die Beschäftigten, die im Land geblieben sind, befänden sich an sicheren Orten. „Wir beobachten die Situation sehr genau“, sagte die Sprecherin. Die Anlagen seien geschützt und befänden sich außerhalb der großen Städte.

RWE-Chef Jürgen Großmann hatte sich zuvor in der „Süddeutschen Zeitung“ besorgt über die Situation in Ägypten geäußert. „Das hat uns alle überrascht“, sagte der Vorstandschef. Einen Rückzug aus dem Land schloss Großmann aus, es handele sich um ein langfristiges Engagement: „Wir sind da und wir bleiben da.“

Unterdessen hat die ägyptische Oppositionsbewegung unter Führung von Friedensnobelpreisträger Mohamed el-Baradei für Dienstag zu einem Generalstreik aufgerufen. Zudem sei beschlossen worden, dass es am Dienstag einen „Marsch der Millionen“ gegen Präsident Husni Mubarak geben solle, sagte einer der Organisatoren, Eid Mohammed, der Nachrichtenagentur AFP. Ursprünglich hatten Arbeiter in der Stadt Suez am Sonntagabend zu dem Streik aufgerufen. „Wir haben uns den Arbeitern in Suez angeschlossen und treten in einen Generalstreik bis unsere Forderungen erfüllt werden“, sagte ein anderer Oppositionsvertreter, Mohamed Waked.

Wegen der Unruhen haben zahlreiche Staaten begonnen, ihre Bürger aus dem Land auszufliegen. Neben der deutschen Lufthansa und Air India organisierten am Montag auch die USA und Türkei zusätzliche Flüge, um Staatsangehörigen die Möglichkeit zur Heimkehr zu bieten. China schickte zwei Flugzeuge nach Kairo, um 500 am Flughafen gestrandete Staatsangehörige abzuholen, wie Air China und Hainan Air mitteilten. Auch Japan ließ nach Angaben des Außenministeriums rund 500 Bürger in der ägyptischen Hauptstadt „einsammeln“ und nach Rom bringen. Das griechische Außenministerium erklärte, mindestens zwei Militärmaschinen stünden bereit. Auch die irakische Regierung schickte ein Flugzeug auf den Weg.

Deutsche und russische Touristen in den Feriengebieten fernab der Großstädte reagierten zunächst gelassen auf die Unruhen und brachen nach Angaben der Reiseveranstalter ihren Urlaub nicht ab. Aus Deutschland sind mehrere Tausend Feriengäste im Land , aus Russland rund 40.000. Der Reiseveranstalter Thomas Cook flog am Sonntag noch Touristen aus Deutschland ein. Die belgische TUI-Travel-Tochter Jetair kündigte dagegen auf ihrer Internetseite einen Evakuierungsplan an, der ab Montag greifen sollte. Belgischen Medien zufolge halten sich etwa 1700 Landsleute am Nil auf.