Kleine Peinlichkeiten beim Staatsbankett mit lauter Promis im Weißen Haus. Chinas Medien feiern Hus Einstand bei US-Präsident Obama.

Washington. Eislaufstar Michelle Kwan kam im aufregenden Abendkleid. Jazz-Legende Herbie Hancock klimperte, was das Piano hergab, und Hu Jintao wollte nicht so recht hinhören. Das Staatsbankett mit reichlich Promis, das US-Präsident Barack Obama für Chinas Präsident Hu im Weißen Haus veranstaltete, war glamourös und doch nicht ganz gelungen. Es ging mal wieder um die Menschenrechte und das buchstäbliche Verständnis dafür.

Schon bei der Pressekonferenz hatte es einige Verwirrung gegeben: Das Simultandolmetschen fiel aus. Der chinesische Dolmetscher musste Obamas Antworten auf die Fragen der Journalisten also zunächst Hu übermitteln, bevor dieser antworten konnte. Das führte zu erheblichen Pausen zwischen den Antworten. Zu einer Frage nach den Menschenrechten schwieg Hu ganz, äußerte sich aber später bei Wiederholung der Frage ausführlich zu dem Thema. Er habe die Frage wegen der technischen Probleme zunächst nicht vernommen, sagte Hu. Das Weiße Haus hingegen erklärte, auch die erste Frage sei Hu gedolmetscht worden. Die Chinesen hätten eine Konsekutiv- statt Simultanverdolmetschung gefordert, hieß es.

Für einige Lacher sorgte dann schließlich noch ein chinesischer Reporter, der den Dolmetscher aufforderte, seine beiden Fragen korrekt und genau zu übertragen. Nicht so witzig dürften die Fernsehanstalten, die die Pressekonferenz live übertragen hatten, das Dolmetschproblem gefunden haben: Über lange Strecken hörten die Zuschauer nur Mandarin.

Die Obamas sind für ihre Feierlaune ja seit der opulenten Amtseinführung vor zwei Jahren bekannt. Doch es war erst das dritte Staatsdinner im Weißen Haus seit seinem Amtsantritt und das erste für einen chinesischen Staatschef seit über 13 Jahren. Dabei betonten Obama und Hu in ihren Tischreden vor mehr als 200 geladenen Gästen ein weiteres Mal ihr Ziel, das amerikanisch-chinesische Verhältnis auszubauen. Obama nannte China eine „große Nation“, Hu sprach von einer „Partnerschaft auf der Basis von gegenseitigem Respekt und zum beiderseitigen Vorteil“.

Bereits am Vormittag hatten sie nach einem Treffen verstärkte Zusammenarbeit angekündigt. Zugleich räumten beide Seiten ein, dass es „bedeutende Differenzen“ in der Frage der Menschenrechte gebe, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Zur Überraschung seiner Gastgeber hatte Hu zuvor aber auch zugegeben, dass China bei den Menschenrechten noch „eine Menge“ tun müsse. Der US-Präsident hatte das Thema bei der Begegnung nach eigenen Angaben „sehr offen“ angesprochen. Erneut kritisierte Obama auch, dass der Yuan zum Nachteil des US-Handels unterbewertet sei. Er sprach von einem „andauernden Problem“.

Die einzigen konkreten Ergebnisse der Staatsvisite waren schon im Vorfeld des Hu-Besuchs besiegelt worden. China will für 19 Milliarden Dollar (14,2 Milliarden Euro) 200 Flugzeuge vom US-Hersteller Boeing kaufen. Insgesamt wurden nach Angaben des Weißen Hauses 70 Abkommen mit US-Firmen unter Dach und Fach gebracht. Alles in allem geht es um zusätzliche Exporte im Wert von 45 Milliarden Dollar (33,6 Milliarden Euro) und damit um mehr als 200.000 US-Arbeitsplätze.

Das prunkvolle Staatsbankett mit zahlreichen illustren Gästen kam trotz dieser guten Nachrichten für den Jobmarkt nicht überall in den USA gut an. In konservativen Kreisen wurde Obama angelastet, Hu viel zu stark zu hofieren – das unter anderem trotz anhaltender Menschenrechtsverletzungen in China. Neben führenden Kabinettsmitgliedern waren die Ex-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton und eine Reihe von Top-Unternehmern wie Microsoft-Chef Steve Ballmer eingeladen. Für Glamour sorgten Stars wie Sängerin Barbra Streisand und Eiskunstlauf-Medaillengewinnerin Michelle Kwan. Zum Nachtisch gab es, typisch amerikanisch, Apfelkuchen mit Vanilleeis.

Chinesische Medien haben den Staatsbesuch von Präsident Hu in Washington als Erfolg gefeiert. Das Staatsbankett wurde als Würdigung der steigenden internationalen Bedeutung des Landes auf wirtschaftlicher und politischer Ebene gewertet. Die staatliche Tageszeitung „China Daily“ rief ein neues Kapitel der Beziehungen zwischen den beiden Ländern aus und begrüßte die abgeschlossenen wirtschaftlichen Verträge.