Vorwurf Körperverletzung mit Todesfolge: Der Prozess um das qualvolle Sterben des Asylbewerbers Oury Jalloh ist wieder aufgenommen worden.

Magdeburg. Im neuen Prozess um den Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh vor sechs Jahren in einer Dessauer Polizeizelle schweigt der Angeklagte. Sein Mandant wolle sich nicht zu den Vorwürfen äußern, sagte der Verteidiger des 50-Jährigen, Attila Teuchter, am Landgericht Magdeburg. Dem angeklagten Polizisten wirft die Staatsanwaltschaft Körperverletzung mit Todesfolge vor. Er soll am 7. Januar 2005 den Alarm im Polizeirevier mehrmals ignoriert und viel zu spät reagiert haben, sodass Jalloh in der Zelle starb.

Eine Initiative in Gedenken an den 23-Jährigen Jalloh forderte bei einer Demonstration vor dem Gericht Aufklärung der Todesumstände. „Es ist nicht unser Ziel, einen Polizisten in den Knast zu bringen, sondern den Tod aufzuklären“, sagte Abraham Habtemariam von der Initiative Oury Jalloh zum Auftakt des neuen Prozesses.

Jalloh war in der Polizeizelle untergebracht worden, weil er im betrunkenen Zustand mehrere Frauen belästigt haben soll. Aus Sicht der Ermittler hatte der Mann aus Sierra Leone das Feuer mit einem Feuerzeug selbst entfacht. Er war zu dem Zeitpunkt an Händen und Füßen gefesselt. Jalloh erlitt einen Hitzeschock wegen der extrem heißen Brandgase, wie ein Gutachter im ersten Prozess am Landgericht Dessau-Roßlau feststellte.

Der neue Prozess ist wurde, weil der Bundesgerichtshof den Ende 2008 verkündeten Freispruch aufgehoben hatte. Die obersten Richter sahen deutliche Lücken in der Beweisführung. Für Mittwochnachmittag sind als Zeugen zwei Frauen geladen, die sich von Jalloh belästigt gefühlt hatten.