Schreckensvision SPD: Die Liberalen fürchten den Absturz, solange ihr Parteichef wie bei den Sozialdemokraten Kurt Beck intern demontiert wird.

Berlin. Die FDP wird nach den Worten ihres Generalsekretärs Christian Lindner mit Parteichef Guido Westerwelle in die Landtagswahlserie im kommenden Jahr ziehen. Deren Ausgang dürfte dann über Westerwelles Zukunft als Parteichef entscheiden. „Wenn die Landtagswahlen gelingen, dann wird sich die Frage (eines Rücktritts) auf dem Bundesparteitag gar nicht stellen“, sagte Lindner im Südwestrundfunk (SWR2 Tagesgespräch). Als guter Wahlkämpfer verkünde er nicht „vorher im Radio, was passiert, wenn Wahlen daneben gehen.“

„Der Parteichef ist kein Problem“; in der schwierigen Lage der Partei werde aber vieles „auf ihn projiziert“, befand Lindner. Nach zehn Jahren an der Parteispitze habe Westerwelle ein „gutes Recht“ zu sagen, er wolle die Liberalen wieder „in ruhiges Fahrwasser“ führen. Die gesamte FDP-Führung habe sich bereit erklärt, Westerwelle „jetzt auch in Solidarität diese Möglichkeit einzuräumen. Und ich finde, jetzt muss gearbeitet werden.“

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Bundestag, Christian Ahrendt, hat die Landesverbände aus Hessen und Rheinland-Pfalz vor weiterer Kritik an Parteichef Guido Westerwelle gewarnt. Beide Landesverbände müssten „so schnell wie möglich“ mit dem Gerede um Westerwelle aufhören, sagte Ahrendt dem „Hamburger Abendblatt (Montagausgabe). Zudem warnte er seine Partei davor, den gleichen Weg wie die SPD im Jahr 2008 nach dem Abgang von Parteichef Kurt Beck zu gehen. Die Demontage Becks durch seine eigene Partei zeige, „dass man so keine Wahlen gewinnen kann“, betonte Ahrendt. Bei den folgenden EU- und Bundestagswahlen seien die Sozialdemokraten ins Bodenlose abgestürzt.

Der FDP-Landeschef aus Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich überzeugt davon, dass Westerwelle auf dem Parteitag in Rostock erneut kandidiert. „Wenn wir jetzt zur Ruhe kommen, können wir unsere Wahlziele bis zu den anstehenden Landtagswahlen noch erreichen – schließlich haben wir hart gearbeitet“, sagte Ahrendt. Erfreut zeigt sich Ahrendt von der Ankündigung Westerwelles, den Parteivorsitz zu behalten. Westerwelle sei ein erfolgreicher Wahlkämpfer „und in dieser Form brauchen wir ihn auch im nächsten Jahr“.

Der Chef der schleswig-holsteinischen FDP, Jürgen Koppelin, nannte Westerwelle einen Teamplayer. „Darauf sollte er sich besinnen“, sagte Koppelin zu NDR Info. Westerwelle habe wegen der Doppelbelastung als Außenminister und Parteichef die Parteiarbeit „vielleicht etwas aus dem Blick verloren“. In der Euro-Krise sei Deutschland gut von Westerwelle vertreten worden. Solche Erfolge müssten die Freien Demokraten mehr herausstellen.

Lindner sagte: „Wir werden uns aus der Lage nur befreien können, wenn wir als Team gemeinsam agieren und nicht die Verantwortung nur ausschließlich bei einem dann abladen.“ Er fügte hinzu: „Die Lage der FDP verbessert sich in dem Maße, wie erkennbar wird im Regierungshandeln, dass es einen Unterschied macht, dass die FDP Verantwortung trägt.“ Als Beispiel nannte er den Umbau der Bundeswehr zur Freiwilligenarmee.