200 Geschosse flogen auf eine bewohnte Insel. Weitere Soldaten wurden verletzt. Bewohner flohen in Fischerbooten vor dem Raketenbeschuss.

Seoul. Nordkorea hat nach Angaben des Südens am Dienstag Artilleriegeschosse an der umstrittenen Seegrenze abgefeuert. Laut einem Bericht des Fernsehsenders YTN wurde dabei ein südkoreanischer Marinesoldat getötet. Die Nachrichtenagentur Yonhap meldete unter Berufung auf einen Militärvertreter vier verletzte Soldaten. Ein südkoreanischer Generalstabsvertreter sagte, Dutzende Geschosse seien auf der Insel Yeonpyeong und ins Gelbe Meer nahe der Westgrenze eingeschlagen. Südkorea habe das Feuer erwidert.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie von Yeonpyeong Rauch aufstieg. YTN berichtete, zwei Menschen seien verletzt worden und 60 bis 70 Häuser in Brand geraten. Es seien mindestens 200 Granaten eingeschlagen. Die Bevölkerung sei in Bunkern in Sicherheit gebracht worden. Einige Bewohner seien in Fischerbooten von der Insel geflohen. Der Zwischenfall dauerte rund eine Stunde.

Dem Sender zufolge leben auf der Insel zwischen 1200 und 1300 Menschen. Die Regierung in Pjöngjang erkennt die von den Vereinten Nationen zum Ende des Koreakrieges 1953 einseitig gezogene Seegrenze nicht an. In den vergangenen Jahren haben sich die beiden Länder drei blutige Gefechte geliefert, zuletzt im November vergangenen Jahres.

Nordkorea hatte vor wenigen Tagen einem amerikanischen Atomexperten zufolge die Fertigstellung einer neuen Anlage zur Urananreicherung verkündet. Der frühere Leiter des US National Laboratory in Los Alamo, Siegfried Hecker, erklärte, er habe das Werk im Kernforschungszentrum in Yongbyon kürzlich besichtigt. In der Anlage seien erst vor kurzem 2000 Zentrifugen installiert worden. Nordkorea produziere dort nach eigenen Angaben auf niedrigem Niveau angereichertes Uran für einen neuen Reaktor.