Der amerikanische Atomexperte Siegried Hecker hat das Werk im Kernoforschungszentrum Yongbyon in Nordkorea angeblich besichtigt.

Seoul/Washington. Nach Angaben eines amerikanischen Atomexperten hat Nordkorea eine neue Anlage zur Urananreicherung gebaut. Siegfried Hecker, der frühere Leiter der U.S. National Laboratory in Los Alamo, erklärte am Sonnabend, er habe das Werk im Kernforschungszentrum in Yongbyon kürzlich besichtigt. Erst vor kurzem seien in dieser Anlage 2.000 Zentrifugen installiert worden. Nach eigenen Angaben produziere Nordkorea dort auf niedrigem Niveau angereichertes Uran für einen neuen Reaktor.

Der Atomexperte Hecker schrieb dazu in einem Bericht, er sei verblüfft über die Komplexität der Anlage gewesen, die heimlich und binnen kurzer Zeit gebaut worden sei. In dem Bericht heißt es weiter, dass das Werk über einen "erstaunlich modernen Kontrollraum“ verfüge, der im Gegensatz zu anderen nordkoreanischen Anlagen auch in "jede moderne amerikanische Aufbereitungsanlage passen würde“. Das Werk solle offenbar vor allem der zivilen Nutzung von Atomkraft dienen. Hecker vermutet jedoch, dass das Werk aber auch leicht in einen Anlage zur Produktion hochangereichten Urans umgewandelt werden könne. Uran dient als Kernbrennstoff, wenn es auf einem niedrigen Niveau angereichert wird, auf einem höheren Niveau hingegen kann waffenfähiges Material produziert werden.

Vergangene Woche hatte Hecker erklärt, Nordkorea habe in Yongbyon mit dem Bau eines Leichtwasserreaktors begonnen. Die Regierung in Pjöngjang hatte bereits im März den Bau eines Atomkraftwerks angekündigt und erklärt, es werde die Urananreicherung aufnehmen. Damit erhöht das weitgehend isolierte Land den Druck auf Washington, die Verhandlungen über das Atomprogramm des Landes fortzusetzen. Nach den Atomtests im Jahr 2009 hatte Nordkorea die sogenannten Sechs-Parteien-Gesprächen über sein Nuklearprogramm abgebrochen. Erst vor kurzem hatte das Land jedoch angedeutet, die Gespräche, an denen neben beiden koreanischen Staaten und den USA auch China, Russland und Japan beteiligt sind, wieder aufnehmen zu wollen. Die USA und Südkorea forderten das kommunistische Land jedoch auf, zunächst mit konkreten Schritten zu zeigen, dass es zu Kompromissen bereit sei.

Die USA kündigten unterdessen an, dass sie ihren Sondergesandten für Nordkorea auf eine Asien-Reise schicken werden. Stephan Bosworth werde am (heutigen) Sonntag nach Südkorea fliegen und anschließend auch Japan und China besuchen, teilte das Außenministerium in Washington mit.