Am Abend wird der Sarg in Deutschland erwartet. In Afghanistan wurden unterdessen eine Geisel und vier italienische Soldaten getötet.

Potsdam/Kabul. Soldaten der Bundeswehr haben am Sonnabend im nordafghanischen Kundus Abschied von dem am Donnerstag getöteten Oberfeldwebel genommen. Das bestätigte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Militärpfarrer Bernd Göde und Bataillonskommandeur Christian von Blumröder hielten kurze Ansprachen zum Gedenken an den Toten und drückten der Familie und den Freunden ihre Anteilnahme aus. Unterdessen fielen vier italienische Soldaten einem Anschlag zum Opfer. In der Nacht zum Sonnabend wurde eine vor knapp zwei Wochen entführte britische Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation bei einem Rettungsversuch durch NATO-Truppen getötet.

Der Sarg mit dem getöteten Oberfeldwebel wurde nach Termes in Usbekistan überführt, von wo der Leichnam zurück nach Deutschland gebracht werden sollte. Das Flugzeug sollte am frühen Abend auf dem Flughafen Köln/Bonn landen. Ort und Zeitpunkt der Trauerfeier in Deutschland sind noch nicht bekannt. Der 26-jährige Sanitäts-Oberfeldwebel aus dem Fallschirmjägerbataillon 313 aus Seedorf in Niedersachsen war einem Selbstmordattentäter zum Opfer gefallen. Weitere 14 Soldaten wurden verletzt, viele von ihnen hatten sich erst nach Ende der mehrstündigen Kampfhandlungen mit ihren leichten Verwundungen gemeldet. Für keinen besteht Lebensgefahr. Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes Anfang 2002 sind insgesamt 44 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch ums Leben gekommen.

Britische Geisel von Entführern erschossen

Wie der britische Außenminister William Hague am Sonnabend erklärte, wurde die Britin bei der Befreiungsaktion in der Nacht zum Sonnabend von ihren Geiselnehmern erschossen. Man habe Informationen über den Aufenthaltsort der Geisel erhalten und sich angesichts der Gefahr, in der sie schwebte, zum Handeln entschlossen, sagte Hague. Ob bei dem Rettungsversuch noch mehr Menschen ums Leben kamen, war zunächst unklar. Die Britin und drei ihrer afghanischen Kollegen waren Ende September in der nordostafghanischen Provinz Kunar entführt worden. Die afghanische Polizei hatte die Entführer noch aufzuhalten versucht, nach einem kurzem Feuergefecht entkamen die Täter jedoch mit ihren vier Geiseln. Die afghanischen Entführten wurden kurze Zeit später freigelassen.

Berlusconi erschüttert

Die vier italienischen Soldaten wurden am Sonnabend bei einem Anschlag in Westafghanistan getötet. Ein Sprecher des italienischen Verteidigungsministeriums erklärte, neben einem 70 Fahrzeuge umfassenden Militärkonvoi sei eine Bombe explodiert. Die Soldaten seien dann beschossen worden. Vier Soldaten seien ums Leben gekommen, ein weiterer habe schwere Verletzungen erlitten. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigte sich erschüttert und dankte allen italienischen Soldaten für ihren Einsatz im Ausland. Damit wurden in diesem Monat bereits 24 NATO-Soldaten in Afghanistan getötet.

Karsai besucht Kandahar

Unterdessen traf der afghanische Präsident Hamid Karsai zu einem nicht angekündigten Besuch in der Provinz Kandahar ein. Karsai forderte die Bewohner der Region auf, sich hinter die internationalen Truppen und die Regierung zu stellen. Es sei ihre Pflicht, in ihre Dörfer zurückzugehen und diese zu schützen. Der Präsident versicherte, derzeit werde an der Verbesserung der Stromversorgung in Kandahar gearbeitet. Er ermutigte die Menschen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und kündigte an, die Gehälter der Lehrer zu verbessern, damit diese auch außerhalb der großen Städte arbeiteten.

Mehr als 200 Stammesführer aus der gesamten Provinz hatten sich versammelt, um Karsai zu sehen. Der Präsident wurde begleitet von NATO-Oberbefehlshaber General David Petraeus und US-Botschafter Karl Eikenberry sowie dem afghanischen Verteidigungsminister General Abdul Rahim Wardak und dem Gouverneur von Kandahar, Turjalai Wesa.

Taliban-Führer ums Leben gekommen

Bei Gefechten im Osten des Landes kamen zwei Taliban-Führer ums Leben. Auch zwei weitere Kämpfer seien getötet worden, erklärte die NATO am Sonnabend. Mullah Hesbollah und Kari Sulaiman seien bei einer gemeinsamen Operation der afghanischen Truppen mit NATO-Soldaten am Donnerstagabend in der Provinz Wardak ums Leben gekommen. Die Soldaten seien beschossen worden, als sie sich den Verstecken der Aufständischen genähert hätten.