Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak hat einen Drei- Stufen-Plan für eine Wiedervereinigung vorgeschlagen. Nordkorea blockt ab.

Seoul. Trotz massiver Spannungen mit dem kommunistischen Norden hat der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak einen Drei- Stufen-Plan für eine Wiedervereinigung vorgeschlagen. Die Gründung einer „Friedensgemeinschaft“ und einer „Wirtschaftsgemeinschaft“ zwischen Süd- und Nordkorea solle dazu führen, die „Mauer der unterschiedlichen Systeme abzuschaffen und eine Gemeinschaft der koreanischen Nation zu bilden“. In einer Rede zum 65. Jahrestag der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft (1910-45) machte Lee am Sonntag jedoch klar, dass die erste Stufe nur erreicht werden könne, wenn das kommunistische Nordkorea gleichzeitig auch atomar abrüste.

Nordkoreas Militär drohte indessen mit „der schlimmsten Bestrafung“ als Antwort auf ein Militärmanöver der US-Streitkräfte mit Südkorea, das an diesem Montag beginnen und zehn Tage dauern soll. Nordkorea werde den „Eisenhammer einer gnadenlosen Antwort schwingen“, hieß es in einer von den staatlichen nordkoreanischen Medien veröffentlichten Erklärung des Generalstabs der Volksarmee.

Es ist das zweite gemeinsame Manöver innerhalb eines Monats. Anders als die Seeübung Ende Juli, mit dem beide Länder auf den Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes „Cheonan“ reagierten, handelt es sich um ein jährliches Manöver. Im Mittelpunkt“ stehen Kriegssimulationen am Computer. Vor dem Seemanöver hatte Nordkorea bereits mit einem „heiligen Krieg der Vergeltung“ gedroht.

Fast fünf Monate nach der Versenkung der „Cheonan“ warnte der konservative Staatschef Lee das Nachbarland vor neuen Provokationen. Nordkorea habe die Korvette am 26. März „zum Schaden der Hoffnungen auf Frieden“ angegriffen. „Weder darf Nordkorea jemals wieder eine weitere Provokation begehen, noch werden wir es hinnehmen, wenn es das erneut tut“, sagte Lee. Nordkorea bestreitet eine Verwicklung in den Zwischenfall, bei dem 46 Seeleute getötet wurden. Seit dem Vorfall haben sich die Spannungen auf der seit 1945 geteilten koreanischen Halbinsel deutlich verschärft.

„Die innerkoreanischen Beziehungen erfordern heute ein neues Paradigma“, sagte Lee. Beide Staaten müssten Koexistenz statt Konfrontation wählen. Lee rief das Regime in Pjöngjang auf, eine Entscheidung für „eine mutige Veränderung“ zu treffen. „Die Wiedervereinigung wird kommen.“ Der Präsident schlug außerdem Diskussionen in Südkorea über die Einführung einer Sondersteuer zur Vorbereitung auf die Vereinigung vor.