Seoul/Washington. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-il leidet einem Medienbericht zufolge unter einer chronischen Kehlkopfentzündung. Ursache seien sein übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, meldete gestern der in Seoul ansässige Rundfunksender Open Radio for North Korea. Alle paar Tage müsse Kim eine Pause einlegen und ruhen, hieß es unter Berufung auf nicht näher genannte "ranghohe Informanten". Die Krankheit des 67-Jährigen habe sich im vergangenen Monat weiter verschlechtert. Von dem Schlaganfall und einer Nierenerkrankung im vergangenen Jahr habe er sich weitgehend erholt.

Immerhin so weit, dass der Liebhaber französischen Cognacs noch eine Kampagne gegen "unordentliche" westliche Frisuren und unziemliche Kleidung starten konnte. Auslöser war offenbar unter anderem die nicht traditionelle Haartracht einer koreanischen Verkäuferin, an der Kim Anstoß genommen habe. Der Staatschef habe kritisiert, die Frau habe "unsere traditionelle Schönheit" aufgegeben und sich entschieden, "schlechte ausländische Gewohnheiten der Kapitalisten" zu kopieren, berichtete eine in Südkorea ansässige Menschenrechtsgruppe. Demnach ordnete Kim zudem an, dass Frauen keine Röcke mehr tragen sollen, die nicht mindestens bis zum Knie reichen. Enge oder unten ausgestellte Hosen seien ebenso verboten wie enge Kleidung, die die Körperformen betonten. Die Anweisung solle vom Komitee der Zentralen Jugend-Union umgesetzt werden.

US-Präsident Barack Obama forderte Kim unterdessen in einem persönlichen Brief auf, zu den Verhandlungen über die atomare Abrüstung des kommunistischen Staates zurückzukehren. Das verlautete aus diplomatischen Kreisen in Washington. Der Brief sei in der vergangenen Woche vom US-Gesandten Stephen Bosworth überbracht worden, der aber bei den ersten amerikanisch-nordkoreanischen Gesprächen seit Obamas Amtsantritt in Pjöngjang nicht von Kim empfangen wurde.