Nun hat auch die russische Wahlkommission Wladimir Putin zum Sieger der Wahl in Russland gekührt. Der 59-Jährige soll 63,75 Prozent der Stimmen erzielt haben.

Moskau. Am gestrigen Abend ließ sich Wladimir Putin von 100.000 jubelnden Anhänger feiern und erklärte sich unter Tränen zum Sieger der Wahl in Russland. Nun erklärt die Wahlkommission in Russland Wladimir Putin als Sieger der Wahl zum Präsidenten. Der Chef der Zentralen Wahlkommission, Wladimir Tschurow, sagte am Montag, dass Wladimir Putin 63,75 Prozent der Stimmen bei dem Urnengang erzielt habe. Wladimir Putin verfehlte damit seine vorherigen Ergebnisse deutlich. 2004 erreichte Putin 71,3 Prozent der Stimmen.

Die Wahl wird von Wahlbetrugs-Berichten überschattet. Unabhängige Wahlbeobachter hatten von mehr als 2.000 Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung berichtet, darunter offenbar im großen Stil organisierten Mehrfachabgaben von Stimmen. Die Opposition kündigte für (den heutigen) Montagabend in der Innenstadt Moskaus eine Großkundgebung an. Die zahlreichen Demonstrationen nach den umstrittenen Parlamentswahlen im Dezember waren die erste große Herausforderung für den als Ministerpräsident mit harter Hand regierenden Putin.

Unterdessen lag die Wahlbeteiligung bei 65,3 Prozent der rund 110 Millionen Berechtigten. Die Behörden teilten außerdem mit, dass Putin in der russischen Hauptstadt Moskau die Mehrheit knapp verfehlt habe. Er landete demnach bei 47,22 Prozent der Stimmen.

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Auch in seiner Heimatstadt St. Petersburg blieb der frühere Geheimdienstchef unter dem Landesdurchschnitt. Dort erreichte er 58,7 Prozent der Stimmen. In den beiden größten Städten des Landes hatte es zuletzt beispiellose Proteste gegen Putin gegeben.

Auf Platz zwei der Präsidentenwahl landete Kommunistenchef Gennadi Sjuganow mit 17,19 Prozent der Stimmen. Der erstmals zugelassene Milliardär Michail Prochorow kam auf 7,82 Prozent, der Ultranationalist Wladimir Schirinowski auf 6,23 Prozent und der Linkskonservative Sergej Mironow auf 3,85 Prozent der Stimmen. Sie verfehlten das Ziel, Putin in die Stichwahl zu zwingen.

Mit 63,78 Prozent: Putin übernimmt wieder sein Amt

Vor tausenden Anhängern in Moskau rief er sich am Sonntagabend zum Wahlsieger aus. "Ich habe versprochen, dass wir gewinnen werden, und wir haben gewonnen!“ Putin wird demnach nun seine dritte, erstmals sechsjährige Amtszeit antreten. "Wir haben in einem offenen und ehrlichen Kampf gewonnen“, betonte er.

Putin dankte seinen Anhängern dafür, mit ihrer Unterstützung mitgeholfen zu haben, ausländische Verschwörungen zur Schwächung Russlands zu vereiteln. Die Mehrheit der Russen habe „politische Provokationen“ seiner Gegner zurückgewiesen, mit denen der russische Staat zerstört werden sollte.

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Einer der Organisatoren der Demonstration am Montag, Sergej Udalzow, sagte, eine ehrliche Wahl hätte Putin nicht bereits im ersten Wahlgang gewinnen können. "Schmutzige Technologien wurden abgewandt, und sie sind raffinierter geworden“, sagte er. Für einen Erstrundensieg benötigte Putin mehr als 50 Prozent der Stimmen, ansonsten hätte es eine Stichwahl gegeben.

Michail Gorbatschow, der letzte Präsident der Sowjetunion, hatte bereits bei der Stimmabgabe prognostiziert: "Das wird keine ehrliche Wahl, aber wir dürfen nicht nachgeben.“ Ehrliche Wahlen seien das Motto für die kommenden Jahre, sagte Gorbatschow, der sich zuletzt zunehmend kritisch über Putin geäußert hatte.

Putin war bereits von 2000 bis 2008 Präsident. Eine direkte dritte Amtszeit verwehrte ihm die Verfassung. Er wechselte ins Amt des Ministerpräsidenten und überließ seinem Gefolgsmann Dmitri Medwedew das Präsidentenamt. Mit einem weiteren Sieg 2018 könnte er fast ein Vierteljahrhundert mächtigster Mann in Russland werden - die längste Zeit seit Josef Stalin Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Von Lynn Berry und Vladimir Isachenkov mit Material von dpa