Der US-Präsident nimmt am für Sonntag geplanten Staatsbegräbnis teil. An der Beisetzung auf der königlichen Wawel-Burg gibt es auch Kritik.

Warschau. Polens Präsidentenpaar wird an diesem Wochenende seine letzte Ruhe neben den Königen seines Landes finden. Der bei dem Flugzeugabsturz im westrussischen Smolensk ums Leben gekommene Präsident Lech Kaczynski und seine Frau Maria sollen am Sonntag in Krakau auf der Wawel-Burg beigesetzt werden. Die einstige Residenz polnischer Könige ist auch Grabstätte für fast 20 Monarchen vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Der Staatsakt für alle 96 Opfer des Unglücks von Smolensk ist für Sonnabendmittag vorgesehen.

Auch US-Präsident Barack Obama wird an dem Staatsbegräbnis teilnehmen. Obama werde am Sonnabend nach Krakau reisen, um am Tag darauf an dem Begräbnis teilzunehmen, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, am Dienstag in Washington. Der US-Präsident werde dort die „tiefe Anteilnahme“ und die „Unterstützung für das polnische Volk“ seitens der US-Bevölkerung übermitteln, erklärte Gibbs.

Am Dienstag gab es in Warschau einen bewegenden Empfang für die sterblichen Überreste von Maria Kaczynska: Tausende Menschen säumten die Strecke vom Flughafen in die Innenstadt von Warschau, um der beliebten First Lady das letzte Geleit zu geben. Ihr Sarg war am Vormittag aus Russland nach Hause geflogen worden. Ihre Leiche war am Montag am Ehering identifiziert worden. Die 67-Jährige war in Polen unter anderem wegen ihres Engagements für Frauenrechte sehr beliebt.

Gegen Mittag traf der Sarg der First Lady unter Glockengeläut in der Kapelle des Präsidentenpalastes ein. Auch dort hatten sich schon Stunden zuvor viele Menschen versammelt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Nach einer Zeremonie im Familienkreis wurden die Särge des Präsidentenpaares am frühen Nachmittag aufgebahrt, um der Öffentlichkeit Gelegenheit zum Abschied von den Beiden zu geben.

Protest gegen "königliches" Begräbnis

Am Abend protestierten in Krakau hunderte Menschen gegen die geplante Beisetzung in der berühmten Kathedrale. „Ist er wirklich eines Königs würdig?“, stand auf einem Schild, das die Demonstranten in die Höhe hielten. Einige skandierten „Nein zu Wawel“ und forderten, das Präsidentenpaar stattdessen auf dem historischen Powazki-Friedhof in Warschau beizusetzen.

Das polnische Parlament gedachte unterdessen auf einer Sondersitzung der Opfer der Flugzeugkatastrophe im westrussischen Smolensk . Der Wald in Smolensk sei zum „Ort des polnischen Dramas“ geworden, heißt es in der Erklärung beider Parlamentskammern. Dieser Verlust könne gar nicht ersetzt werden. Unter den 96 Todesopfern der Flugzeugkatastrophe befanden sich insgesamt 18 Parlamentarier sowie weitere führende Persönlichkeiten des Landes.

Die Abgeordneten bedankten sich bei den Russen für erwiesene „Anteilnahme und Solidarität“. Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski bat alle im Parlament vertretenen Parteien, ihm zu helfen, „den Staat durch die schwere Zeit zu führen.“ Komorowski hat nach Tod des Präsidenten die Geschäfte des Staatsoberhauptes übernommen.

Chance polnisch-russischer Annäherung

Außenminister Radoslaw Sikorski sah in der russischen Anteilnahme nach dem Flugzeugunglück eine Chance auf Annäherung zwischen seinem Land und Russland. „Der psychologische, emotionale Durchbruch ist bereits geschehen“ sagte Sikorski der polnischen Zeitung „Gazeta Wyborcza“ (Dienstag). Das werde Folgen für die Politik haben, meinte der Chef der polnischen Diplomatie. Sikorski führte das große Engagement der russischen Staatsführung für die polnischen Opfer auf die Anwesenheit von Ministerpräsident Wladimir Putin bei den Gedenkfeierlichkeiten in Katyn am 7. April zurück. Damals hatte Russlands Regierungschef erstmals zusammen mit seinem polnischen Kollegen Donald Tusk der 1940 vom sowjetischen Geheimdienst ermordeten polnischen Offiziere gedacht. Putin habe den Schrecken dieses Ortes begriffen und habe verstanden, was das sowjetische Russland den Polen angetan habe, erläuterte Sikorski.

Nach ersten Untersuchungen schlossen die russischen Behörden eine technische Panne als Grund für den Absturz der polnischen Präsidenten-Maschine erneut aus. Die Triebwerke hätten bis zum Aufprall der Tupolew TU-154 einwandfrei gearbeitet, sagte die Leiterin des Internationalen Luftfahrtkomitees in Moskau, Tatjana Anodina. Auch ein Brand oder eine Explosion an Bord würden nach der Auswertung des Flugschreibers und der Untersuchung der Trümmer ausgeschlossen.

Russlands Chefermittler Alexander Bastrykin sagte, die Untersuchungen bei Smolensk würden noch mindestens drei Tage dauern. Noch immer finde man in dem abgesperrten weitläufigen Waldstück persönliche Gegenstände der Absturzopfer. Der Pilot sei am vergangenen Samstag mehrfach auf die schlechte Wetterlage hingewiesen worden und habe trotzdem den verhängnisvollen Landeversuch unternommen, betonte Bastrykin.