Griechenlands Krise löst weltweite Turbulenzen aus. Patentrezepte hat Europa nicht. Im Kampf gegen hohe Ölpreise kommen Europäer Obama entgegen.

Camp David/Chicago. Eigentlich sollte es ganz anders laufen: Die Europäer wollten in Camp David stolz verkünden, dass sie ihre Schutzwälle gegen die gefährliche Finanzkrise stärken und ihre Schuldenberge abtragen. Die Banken werden reguliert und müssen neue Kapitalpuffer aufbauen. Und für das Wirtschaftswachstum soll nun auf Druck des neu gewählten französischen Präsidenten François Hollande auch etwas getan werden.

Doch Griechenland machte – wieder einmal – einen Strich durch die Rechnung. Die Europäer mussten sich beim G8-Gipfel in den USA dafür rechtfertigen, dass ein Land, das nur etwa zwei Prozent zur Wirtschaftsleistung der Eurozone beiträgt, das gemeinsame Währungsgebiet nachhaltig erschüttert und weltweit für Unsicherheit sorgt.

Die G8-Staaten vermieden jedoch Streit und bemühten sich in der ungelösten Krise um eine verbindliche Sprache. Griechenland soll in der Eurozone verbleiben und sich an gegebene Zusagen halten, lautete die gemeinsame Linie.

Europa in der Krise – das kann Gipfelgastgeber und US-Präsident Barack Obama gar nicht gebrauchen. Denn der Herr des Weißen Hauses will im November für eine zweite Amtszeit wiedergewählt werden. Und dabei zählt eben vor allem die Wirtschaft. Schon beim G20-Gipfel in Cannes vor einem halben Jahr hatte Obama den wenig souverän auftretenden Europäern in deutlichen Worten die Leviten gelesen.

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In der rustikalen und ungezwungenen Atmosphäre des Präsidenten-Landsitzes im US-Staat Maryland sicherten die Europäer zu, ihre Hausaufgaben zu machen. Schon an diesem Mittwoch (23.5.) werden die „Chefs“ der 27 EU-Staaten bei einer Sondertreffen in Brüssel Schritte für mehr Wachstum debattieren.

Die Europäer ersparten der Weltöffentlichkeit öffentliche Debatten über den Kurs gegen die Krise. Es werden aber durchaus unterschiedliche Akzente gesetzt. Hollande als neuer Herr des Elyséepalastes setzt auf mehr Wachstum. „Es gibt kein Wachstum ohne Vertrauen und es wird kein Vertrauen ohne Wachstum geben“, lautet seine Devise. Kanzlerin Angela Merkel pocht hingegen vor allem darauf, dass die Staatsfinanzen saniert werden müssen.

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Die Europäer versuchten ungeachtet aller internen Schwierigkeiten, Obama nicht zu verärgern. Viele meinen, Merkel, Hollande und Co. würden mit einem konservativen Staatschef im Weißen Haus schlechter fahren.

Vielleicht zeigten sich die Europäer auch deshalb offen für den Washingtoner Vorstoß, hohen Ölpreisen notfalls mit der Freigabe von Ölreserven zu begegnen. In internen Papieren für den Gipfel wird auf Expertenmeinungen hingewiesen, wonach sich die US-Wahlen „an der Tankstelle“ entscheiden werden. Und dafür muss vorgesorgt werden.

(dpa)