Hamburg. Ist regional das neue Bio? Im Ernährungspodcast erklärt Managerin Alissa Nechwatal, wie Rewe lokale Landwirte ins Boot holt.

Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass mehr Kunden zu regionalen Lebensmittel greifen. Das zeigt zumindest eine Untersuchung in Bayern, die Anfang September veröffentlicht wurde. Nach der Erhebung hat fast die Hälfte der Befragten ihr Einkaufsverhalten geändert und vor allem vermehrt frische Lebensmittel aus der Region gekauft.

Auch andernorts liegen Lebensmittel, die frisch und ohne lange Transportwege in die Ladenregale gelangen, im Trend. Lebensmittelketten greifen dies auf. Der Abendblatt-Podcast Schmeckt‘s?“ hatte zu dem Thema Alissa Nechwatal zu Gast, die für Rewe Nord den lokalen Einkauf leitet.

Rewe will kleine Erzeuger in die Supermärkte holen

Im Januar stellte der Lebensmittelkonzern die „Rewe-Lokal-Partnerschaft“ vor. Damit holt er kleine Erzeuger in die Supermärkte, ähnlich wie es zum Beispiel auch Edeka tut. Bei Rewe ist dies zum Programm geworden, zu einer verbindlichen Handlungsanweisung für die mehr als 3600 Rewe-Märkte der Republik.

„Einer der Vorteile der Regionalität ist die Frische“, sagt Nechwatal. „Das gilt besonders für Obst und Gemüse oder Eier. Rewe begleitet das Thema Regionalität bereits seit 2012. Wir sind jetzt ein Lokalitätsteam, das direkt mit den Bauern Verträge schließt, der dann einen oder mehrere Märkte beliefert.“

Vebraucherschützer: Angaben zu regionalen Lebensmitteln wenig aussagekräftig

Verbraucherschützer kritisieren, dass der Begriff regional vom Handel oft überstrapaziert werde, denn er ist gesetzlich nicht geschützt. Bezeichnungen wie „aus der Region“, „von hier“ oder „Heimat“ seien ohne konkrete Angaben wenig aussagekräftig: Da werde zum Beispiel ein Kaffee zu einem regionalen Produkt, weil er in der Nähe geröstet wird – die Kaffeebohnen kommen aber natürlich aus Übersee.

Bei einem Marktcheck fanden die Verbraucherschützer auch Möhren, die als Heimatprodukt bezeichnet, aber in 500 Kilometern Entfernung angebaut wurden. Unter regionalen Gebieten versteht Rewe Bundesländer wie Hessen oder kulturelle Regionen wie das Alte Land. Dies entspricht der Definition der Verbraucherzentralen: Demnach soll das Lebensmittel „innerhalb einer abgegrenzten Region erzeugt, verarbeitet und vermarktet“ werden.

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Regionales oft Obst, Gemüse, Eier, Säfte und Molkereiprodukte

Die Lokalpartnerschaft geht einen Schritt weiter: Die Erzeuger arbeiten in einem Umkreis von 50 Kilometern. Klassische Warengruppen mit lokalem Bezug seien Obst, Gemüse, Eier, Säfte, aber auch Molkereiprodukte und Spirituosen wie Gin.

Für die Landwirte wie für Rewe müsse die Geschäftsbeziehung wirtschaftlich sein: „Das Produkt soll beiden Spaß machen. Einige Erzeuger sind zunächst skeptisch: ,Nicht, dass ihr unsere Preise kaputtmacht‘, sagen sie uns. Wir antworten dann: ,Ihr nennt uns erst einmal euren Preis, wir schauen uns den an.‘ Wir drücken die Preise nicht.“