Hamburg. Was lesen? Abendblatt-Redakteur Thomas Andre und Literaturhaus-Chef Rainer Moritz über aktuelle Bestseller, die es in sich haben.

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Ein Bibliophiler, ein Buchliebhaber, einer, der alle Bücherschätze am liebsten für immer besitzen würde anstatt sie zu verkaufen. Norbert Paulini ist Antiquar. Einer, der erlesene, gerade in seinem Land schwer zu bekommende Literatur-Sammlerstücke im Angebot hat und außerdem einen Salon veranstaltet.

So bringt er es in Dresden zu einem kleinen Ruhm, aber dann, als die große Geschichte über seine kleine hinweggeht, wird aus dem dezent versponnenen Sonderling aus DDR-Zeiten im wiedervereinigten Land ein Rechter.

Diese Geschichte erzählt Ingo Schulze in seinem neuen Roman „Die rechtschaffenen Mörder“. Ein Stoff mit einigen überraschenden Wendungen, finden Rainer Moritz und Thomas Andre.

„Power“ von Verena Güntner und „Die Berglöwin“ von Jean Stafford


Ebenfalls besprochen in der neuen Folge von Next Book Please werden die Romane „Power“ von Verena Güntner und „Die Berglöwin“ von Jean Stafford. Beide eint, dass sie recht junge Heldinnen und Helden haben.

Staffords 1947 im Original erschienener und nun von Adelheid und Jürgen Dormagen neu ins Deutsche übertragener Roman ist dabei eher ein klassischer Coming-of-Age-Stoff. Er handelt von den beiden Geschwistern Ralph und Molly, die behütet in besseren Verhältnissen in Kalifornien aufwachsen, ehe sie für längere Zeit zu ihrem Onkel Claude auf dessen Ranch nach Colorado geschickt werden.

Dort leben sie naturverbundener als zuvor, verlieren aber die große Nähe zueinander, die ihre Beziehung sonst immer ausmachte. Ohne zu werten, aber mit viel psychologischem Feingefühl entwirft die Erzählerin Stafford ein Tableau, auf dem beide Hauptfiguren das Drama des Erwachsenwerdens auf je eigene Weise erleben. Eine echte literarische Entdeckung.

Naturverloren auch das Setting in "Power"


Naturverloren ist auch das Setting in Verena Günthers Roman, der wie derjenige von Ingo Schulze in diesem Jahr für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war. „Power“ ist vermutlich eines der verstörendsten Bücher in dieser Saison: In ihm rotten sich die Kinder eines Dorfes zusammen und werden zu einem Rudel, das auf allen Vieren geht und durch die Gegend bellt. Sie suchen Power, den Hund einer alten Dorfbewohnerin. Bald ist das gesamte Dorf im Aufruhr.

Was will uns dieser Text wohl sagen? Vielleicht gibt Next Book Please ja Aufschluss.