Hamburg. Was lesen? Abendblatt-Redakteur Thomas Andre und Literaturhaus-Chef Rainer Moritz über aktuelle Bestseller, die es in sich haben.

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Die Hamburger Schriftstellerin Leona Stahlmann legt ihren ersten Roman vor: "Der Defekt", da sind sich die beiden Literaturpodcaster Rainer Moritz und Thomas Andre einig, ist kein gewöhnliches Debüt. Erzählt wird die sexuelle Erweckungsgeschichte einer Teenagerin, die Sadomasopraktikten für sich entdeckt. "Shades of Grey" also?

Ganz und gar nicht: "Der Defekt" ist ein sprachlich ambitioniertes Werk, das nicht nur für seinen Beschreibungsfuror, sondern auch das sensible Porträt einer Außenseiterin ausdrücklich gelobt werden muss.

Der zweite besprochene Titel der neuen Ausgabe von Next Book Please ist Jan Costin Wagners neuer Krimi: "Sommer bei Nacht" ist der Beginn einer neuen Reihe um das Ermittlerduo Ben Neven und Christian Sandner. Ob dieses Zweiergespann etwas taugt, kann abschließend noch nicht gesagt werden; ob der Auftakt der Reihe gelungen ist, freilich schon.

Der schwäbische Albtraum

Und ist Bov Bjergs ("Auerhaus") neuer Roman "Serpentinen" tatsächlich so gelungen, wie einem die Literaturkritik derzeit beinah einhellig weismachen will? Darüber diskutieren Thomas Andre und Rainer Moritz, wobei wenigstens einer von beiden sich den vielen lobenden Worten ganz und gar nicht anschließen möchte. So oder so ist der Stoff um einen lebensmüden Vater, der mit Sohn und dunklen Absichten die Schwäbische Alb bereist, nichts für schwache Gemüter.

Beim neu-alten Erzählungsband Maxim Billers geht es dagegen erst einmal darum, ob es diesen überhaupt braucht. "Sieben Versuche zu lieben" versammelt bis ins Jahr 1990 zurückgehende Kurzgeschichten des 1960 geborenen Autors, die allesamt bereits erschienen sind.

In der Neu-Zusammenstellung vergriffener Bände werden sie nun wieder zugänglich gemacht. Eine Art Best-of der Biller-Storys mit Familienbezug. Sie zeigen, finden beide Podcaster, die stärkste Seite des oft polarisierenden Schriftstellers.