Hamburg. Hamburg hat genug Corona-Tests für den HSV. Juliane Timmermann (SPD) über Geisterspiele, Risiken und Lücken des DFL-Konzepts.

Geduld ist das Wort der Stunde in der Coronakrise. Das gilt auch für die Profis und Verantwortlichen des HSV, denn eine Entscheidung, ob und wann die Fußball-Saison der Bundesliga und Zweiten Liga fortgesetzt wird, ist nach der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf den 6. Mai vertagt worden.

„Ich finde die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt richtig, weil sich die Entwicklung der Infektionszahlen noch nicht darstellen lässt", sagt die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion Juliane Timmermann im Abendblatt-Podcast HSV – wir reden weiter. „Für die Hoffnung weiterer Lockerungen ist Vorsicht geboten. Wir stehen noch auf dem von Bürgermeister Peter Tschentscher bezeichneten ‚dünnen Eis‘.“

Es gibt genug Corona-Tests für HSV-Profis

Hinter den Kulissen hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) bereits ihre Hausaufgaben gemacht und ein Konzept ausgearbeitet, wie die Saison mit Geisterspielen zu Ende gebracht werden könnte. Dafür wären allerdings bis zum letzten Spieltag rund 20.000 sogenannte PCR-Tests vonnöten, um die Spieler auf das Coronavirus zu untersuchen. Eine moralisch vertretbare Entscheidung?

SPD-Sportexpertin Juliane Timmermann in der Bürgerschaft (Archivbild).
SPD-Sportexpertin Juliane Timmermann in der Bürgerschaft (Archivbild). © Roland Magunia / HA

„Wir stehen vor einem großen Dilemma", sagt Timmermann. "Die Menschen, die an vorderster Front täglich gegen die Pandemie kämpfen, fragen sich, warum eine solche Testkapazität für den Fußball zur Verfügung steht, wenn sie an anderer Stelle benötigt wird."

Die SPD-Politikerin bekräftigt allerdings auch, dass es für die HSV-Profis aktuell ausreichend Corona-Tests gäbe. „Die Wahrheit ist auch, dass wir in Hamburg täglich etwas mehr als die Hälfte der rund 7000 Tests, die zur Verfügung stehen, verwenden."

Fanansammlung? SPD-Politikerin nimmt Ultras in Schutz

Bei der aktuell in der Öffentlichkeit geführten Debatte, ob es beim Neustart der Saison zu Fanansammlungen vor den Stadien oder auf dem heimischen Sofa kommen könnte, nimmt Timmermann die in dem Zusammenhang oftmals kritisierten Ultras in Schutz. „Ich will gar nicht sagen, dass ich da bei den Ultras bin, aber wir haben alle eine große Lernkurve gemacht", sagt die Lehrerin und Bürgerschaftsabgeordnete. „Die Menschen haben gelernt, dass es kein Spaß ist, was wir aktuell machen, sondern es einen ernsten Hintergrund hat.“

Mehr zum Thema:

Bevor es jedoch zu Geisterspielen kommt, muss die DFL klären, welche Maßnahmen bei einem positiv auf Covid-19 getesteten Spieler zu ergreifen sind. Denn hier offenbart das Konzept die größte Lücke. Muss die gesamte Mannschaft isoliert werden und was wird aus den Spielern des gegnerischen Teams? All das sind noch offene Fragen.

Timmermann: Keine Sonderregeln für Fußball

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte Anfang der Woche bei Markus Lanz im ZDF sogar eine verkürzte Quarantänezeit für Infizierte ins Spiel gebracht. Eine Idee, mit der sich Timmermann überhaupt nicht anfreunden kann. „Da bin ich sehr eindeutig: Das, was für andere gilt, um die Pandemie einzudämmen, gilt für mich und jeden Fußballer auch. Die DFL muss sich überlegen, wie man damit umgeht“, sagt die SPD-Politikerin.

Zur Not müssten die Spiele bei Infektionen weiter nach hinten verschoben werden, sagt Timmermann. Einen Sonderweg könne sie sich nicht vorstellen.

Insgesamt zieht Timmermann ein positives Resümee über das DFL-Konzept. Sie könne sich sogar vorstellen, dass die Liga als Vorreiter für andere Wirtschaftszweige dienen könne. „Man kann sich sicherlich von dem Konzept etwas abgucken und für andere Branchen gucken, wie es gehen kann", sagt die 44-Jährige.