Hamburg. Wie eine Mischung aus Hass und Demütigungen eine ehemalige Kampfsportlerin zu einer grauenvollen Tat verleitete.

Das Werk ist vollbracht. Und die Frau, die sich da so ins Zeug gelegt hat, ist erschöpft. Sie hat den verhassten Vater ihres Verlobten umgebracht, und sie hat danach alles in ihrer Macht Stehende unternommen, um ihre Tat möglichst geheim zu halten.

Der Leichnam des 85-Jährigen ist nun zerstückelt, die Körperteile sind verstaut und zum Abtransport bereit. Doch etwas Wichtiges gilt es noch zu erledigen. Manuela M., die Täterin, greift nun noch ein letztes Mal zum Werkzeug: Sie trennt dem Toten den Penis ab. Der Lebensgefährte der 46-Jährigen hat die Frau zu diesem Schritt ermutigt. Er hat gemeint, das würde „ihr guttun“.

Ablehnung und Missbrauch

„Das klingt eigenartig, geradezu bizarr: die Verstümmelung eines Körpers als befriedigender, befreiender Akt“, sagt Rechtsmediziner Klaus Püschel im Abendblatt-Crime-Podcast „Dem Tod auf der Spur“ mit Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher. „Aber wer oft mit den Abgründen der menschlichen Psyche konfrontiert wird, der weiß: Es gibt nichts, was es nicht gibt.“ Eine fatale Mischung aus Hass, jahrelang erlebten Demütigungen und sexuellen Übergriffen hat dazu geführt, dass Manuela M. im September 2012 einen 85 Jahre alten Mann töten und den Leichnam schänden konnte, wie das Autoren-Duo auch in seinem Buch „Sex and Crime“ beschreibt.

Statt Liebe und Geborgenheit hat Manuela M. als kleines Kind Ablehnung und Missbrauch erlebt. Die Mutter nimmt sie mit in Kneipen. Dort dürfen Männer dem kleinen Mädchen gegen Bezahlung unter den Rock fassen. Als Manuela elf Jahre alt wird, schiebt die Mutter ihre Tochter in ein Heim ab. Dort wird Manuela nach einer Vergewaltigung schwanger, da ist sie gerade 14 Jahre alt. Das Kind lässt sie abtreiben.

Sex ist für Manuela M. verbunden mit Ekel und Gewalt

Sex – das ist für Manuela M. in erster Linie verbunden mit Ekel und Gewalt. Alkohol und zunehmend auch illegale Drogen konsumiert sie später reichlich. In einer Therapieeinrichtung, wo sie vom Rauschgift, aber nicht vom Alkohol loskommt, lernt Manuela M. im Jahr 2000 einen Mann kennen, der ebenfalls schwer alkohol- und drogenabhängig ist. Sie werden ein Paar und ziehen zu seinen Eltern.

Dort gibt es allerdings von Anfang an Streit. Der 85-Jährige schimpft immer über seine Schwiegertochter in spe und lässt keinen Zweifel daran, dass er sie für unbeholfen und nervig hält. Und der Senior hat eine Gewohnheit, die Manuela M. besonders heftig stört: Er läuft immer wieder gern ohne Hose im Haus herum. Für die Frau mit den Missbrauchserfahrungen eine kaum erträgliche Provokation. Als er sie dann eines Tages wieder beleidigt und auch noch ihren geliebten Hund tritt, rastet die mittlerweile 46-Jährige aus.

Manuela M. stellt die Tat als Versehen dar

Die Frau, die früher mal erfolgreich Kampfsport betrieben hat, wendet einen Judogriff an, der als „Kreuzwürger“ bekannt ist. Sie packt am Hals des Mannes von hinten mit beiden Händen überkreuz seinen Hemdkragen und zieht den Stoff kraftvoll zusammen. „Dadurch wird die Blutzufuhr an den Halsschlagadern blockiert“, erklärt Püschel. „Wenn das lang genug dauert, kann man damit einen Menschen umbringen.“

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Den Senior stirbt. Manuela M. fürchtet sich nun vor einer Anklage wegen der Tötung des alten Mannes und beschließt, seine Leiche verschwinden zu lassen. Mithilfe ihres Freundes beginnt sie, den toten Körper zu zerteilen. Zum Schluss trennt sie auf Empfehlung ihres Partners noch den Penis des 85-Jährigen ab. Dann bringen sie den Leichnam in ein nahe gelegenes Naturschutzgebiet. Dort wird er wenige Wochen danach von einem Hobby-Fotografen entdeckt.

Vor Gericht gesteht Manuela M. später, den Mann getötet zu haben. Sie stellt es als Versehen dar. Doch schließlich erhält sie eine Freiheitsstrafe von neuneinhalb Jahren wegen Totschlags. Der Vorsitzende sagt: „Wie viele andere haben auch wir Richter uns gefragt, wie ein Mensch imstande sein kann, einen anderen regelrecht zu schlachten.“ Der Richter spricht von einem „unfassbaren Verhalten“. Unfassbar – aber real.