Berlin. In wenigen Tagen startet die Fußball-WM. Viele Spiele sind nachmittags. Ein Arbeitsrechtler erklärt die wichtigsten Regeln im Büro.

An diesem Donnerstag geht es endlich los: Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland startet. Um 17 Uhr trifft der Gastgeber im Eröffnungsspiel auf Saudi Arabien. Etwa eine halbe Stunde vorher soll die Eröffnungsfeier im Moskauer Luschniki-Stadion beginnen.

Während auf diese Partie womöglich noch der ein oder andere verzichten kann, sieht das spätestens am 27. Juni womöglich anders aus.

WM 2018: Deutschland gegen Südkorea mittwochs um 16 Uhr

Gegen Südkorea spielt Deutschland dann nämlich bereits um 16 Uhr – an einem Mittwoch. Für viele Berufstätige ist das Arbeitszeit. Darf ich das Spiel denn trotzdem im Büro anschauen? Oder wenigstens Radio hören?

Auch wenn es dem Fan-Herz wehtut: nein. Erlaubt ist das nur, wenn der Arbeitgeber es ausdrücklich gestattet, sagt Jürgen Markowski, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein.

„Ich habe ja einen Arbeitsvertrag unterschrieben – und der verpflichtet mich, auch zu arbeiten“, sagt der Experte. Fußball zu schauen, würde davon zu sehr ablenken – auch wenn es nur ein Live-Stream in einem kleinen Fenster auf dem Display ist.

Fußball gucken bei der Arbeit: Abmahnung und Kündigung drohen

Gleiches gilt für Radio-Übertragungen. Und zwar selbst dann, wenn Arbeitnehmer im Job sonst Radio hören dürfen. „Solche Duldungen beziehen sich ja meistens auf Musik, manche können dabei ja wirklich besser arbeiten“, sagt Markowski. „Eine Live-Übertragung ist aber was anderes, dabei kann sich eigentlich niemand mehr auf die Arbeit konzentrieren.“

Welche Möglichkeiten gibt es noch? Trotz Verbots bei der Arbeit heimlich Neuer, Hummels, Kroos und Co. zujubeln? Oder dem Chef eine Krankheit vorgaukeln?

Das sind keine erfolgsversprechenden Optionen. In diesen Fällen ist der Arbeitgeber berechtigt, eine Abmahnung auszusprechen. Im Wiederholungsfall droht dann sogar die Kündigung.

Wer in aller Ruhe und ganz entspannt alle 64 Spiele der WM verfolgen will, sollte sich also lieber Urlaub nehmen.

WM 2018 in Zahlen

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    Letzter Ausweg Live-Ticker

    Für diejenigen, die ihre freien Tage schon verplant haben, ist der Live-Ticker in Textform ein möglicher Ausweg: Ist das private Surfen am Arbeitsplatz sonst erlaubt, spricht vermutlich nichts gegen den gelegentlichen Klick auf „Aktualisieren“ – wenn es die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigt.

    Und natürlich kann das WM-Gucken auch ausdrücklich erlaubt sein, per Rundmail vom Chef etwa. Manche Arbeitgeber stellen für die großen Spiele vielleicht sogar einen Fernseher oder Beamer auf.

    Dann können die Vorgesetzten allerdings auch verlangen, dass Mitarbeiter die 90 Minuten nacharbeiten oder dafür zum Beispiel Guthaben vom Arbeitszeitkonto verbrauchen. „Das ist dann auch ein Fall für den Betriebsrat“, sagt Markowski. „Im Idealfall kann der sogar auf den Arbeitgeber zugehen und so eine Regelung vorschlagen.“

    Studie lässt Arbeitnehmer hoffen

    Grund zur Hoffnung gibt außerdem das Ergebnis einer Studie der Universität Hohenheim. Demnach sind 38 Prozent der Chefs in Deutschland damit einverstanden, wenn ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit die Spiele im Fernsehen gucken.

    Das sind vier Prozentpunkte mehr als bei der gleichen Befragung vor der Fußball-WM 2014. Radioübertragungen sind demnach sogar für 57 Prozent der Vorgesetzten in Ordnung (2014: 48 Prozent).

    TV-Alternativen für Fußball-Muffel

    16 Minuten wollen sich die Deutschen laut der repräsentativen Umfrage pro Arbeitstag durchschnittlich mit der WM beschäftigen. Das sind drei Minuten mehr als noch vor vier Jahren. Knapp jeder fünfte Arbeitnehmer plant sogar, täglich mehr als eine Stunde während der Arbeit dem Turnier zu widmen. Jeder vierte will der WM hingegen gar keine Arbeitszeit opfern.

    Auch für richtige Fußball-Muffel, die sich noch nicht einmal die Spiele der deutschen Nationalmannschaft ansehen wollen, gibt es TV-Alternativen. Zu finden sind sie hier. (fr/dpa)