Das RTL-Dschungelcamp sorgt allabendblich für Traumquoten, von denen Markus Lanz auf dem Wettsofa im ZDF nur träumen kann. Wie kommt es, dass die Deutschen die Dschungel-Sendung so lieben?

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: „Wetten, dass..?“ ist out, „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ist in. Mehr als zwei Millionen Zuschauer liegen zwischen dem Sofa in Karlsruhe und dem Dschungel in Australien.

Die für einen kurzen Moment ins ZDF-Rampenlicht tretenden Prominenten und die Wettkandidaten mit ihren mal bemerkenswerten, mal abstrusen Höchstleistungen, sie reichen schon lange nicht mehr für den unangefochtenen Quotenthron.

Heute sind es die Abgehalfterten, die Pleitegeier, die oftmals nur die Gage im zwei Wochen langen Dickicht aus Ekelprüfungen und sozialem Schnellkochtopf hält, die für Traumquoten sorgen.

Die (vermeintliche) Echtheit der Eindrücke zählt mehr als Außenwette und Small Talk. Larissa Marolt, Winfried Glatzeder und die anderen gut 15.000 Kilometer entfernten Camp-Insassen sind uns näher als Markus Lanz, Atze Schröder und Liam Neeson im Ländle.

In ihrem Stolpern von Krise zu Erfolg, in ihren Intrigen, Streitereien und Kuppeleien wirken sie menschlicher als die übergroßen Figuren, die von nicht viel anderem reden als von ihrem nächsten Film, ihrer nächsten Platte, ihrem nächsten Projekt. Im Dschungelcamp dagegen wird viel über Gefühle gesprochen, über Ängste und Vorlieben, über das eigene Leben und das der anderen.

Das macht die Faszination aus. Die RTL-Show erweckt den Eindruck, die Personen hinter der Hochglanzfassade tatsächlich kennenzulernen: Die schleimigen, krabbelnden Prüfungen sind da nur der Katalysator.

Wer zu „Wetten, dass..?“ geht, weiß, dass er in einen Schutzraum kommt, in dem er sich präsentieren kann. Wer in den Dschungel geht, der sollte besser wissen, dass er sein Innerstes nach außen kehren wird. Die Produzenten forschen mit Argusaugen nach Momenten, in denen jemand Stärke oder Schwäche zeigt.

„Wetten, dass..?“ steht für die Schere: Promis und Wettkandidaten sind klar voneinander getrennt, treffen nur für einige Minuten aufeinander. Das Dschungelcamp hingegen stellt diese Unterscheidung auf den Kopf: Wer sich für berühmt und deswegen für etwas anderes, Besseres hält, der wird verlacht und abgestraft.