Hamburg. Zum Saisonstart leitet Symphoniker-Chefdirigent Sylvain Cambreling zwei Konzerte: Auf den „Pro-Log“ mit Werken von Grisey folgt Ravel.

Nun ist also auch die letzte der drei Chefdirigenten-Auftaktveranstaltungen, passend zu Selbstverständnissen und Vorlieben, über die entsprechende Bühne gegangen: Generalmusikdirektor Kent Nagano lenkte die Hundertschaften beim Berlioz-„Requiem“ in der Elbphilharmonie, NDR-Chefdirigent Alan Gilbert punktete dort vor allem mit älteren und neuen Avantgardisten. Und als Franzose mit einem Faible für die feinen Unterschiede zwischen Klängen, Farben und Tönen ergänzte jetzt Sylvain Cambreling das Angebotssortiment der drei größten hiesigen Orchester mit einem Doppel-Konzert in seinem künstlerischen Erstwohnsitz Laeiszhalle.

Es war auch die Premiere eines neuen Ouvertüren-Formats: „Pro-Log“ könnte auch „Kontra-Punkt“ heißen, denn es konfrontiert und reizt als „kleine Intervention“ (Intendant Daniel Kühnel) in dieser Saison vor Beginn des Hauptprogramms an ausgewählten Terminen mit drei Schlüsselwerken des 1998 gestorbenen Gérard Grisey. Dessen besonderes Kennzeichen: Spektralmusik-Komponist. Klingt zunächst sehr nach veganer Heilstein-Jonglage bei Vollmond, ist aber eine faszinierende Disziplin, um beim Umgang mit Musik nicht nur an, sondern tief in den Ton zu denken, an seine philosophischen Bestandteile, an das physikalische Konzept der Obertöne, die in allem, was klingt, mitschwingen und nachhallen.