Hamburg. Der kanadische Rock-Musiker war in Hamburg, um für das „Pretty Woman“-Musical zu werben, für das er die Songs geschrieben hat.

Guten Tag“, sagt Bryan Adams und betritt lächelnd die Bühne im Stage Theater in der HafenCity. Kurze Haare, Sonnenbrille, schlank wie eh und je, lässiges Auftreten. Der kanadische Rock-Musiker ist für einen Tag nach Hamburg gekommen – wegen einer hübschen Frau.

Pretty Woman“, der Film mit Julia Roberts und Richard Gere, der weltweit mehr als 463 Millionen Dollar eingespielt hat und 1990 der meistgesehene in den deutschen Kinos gewesen ist, soll nun auch die Musical-Fans in Hamburg verzaubern. An der Elbe findet am 29. September die Europapremiere statt. Und damit das Musical über die märchenhafte Liebesgeschichte zwischen der Prostituierten Vivian und dem Geschäftsmann Edward Erfolg hat, muss vor allem auch die Musik das Publikum von den Sitzen reißen.

21 Songs für das Musical komponiert

„Natürlich hatte ich keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit es sein würde, 21 Songs für ein Musical zu komponieren“, erzählt Bryan Adams etwas später in kleiner Runde. Zum Glück hatte er mit Jim Vallance einen überaus erfahrenen Mitstreiter an seiner Seite. „Wir komponieren und schreiben seit 41 Jahren zusammen“, sagt Vallance, der auch schon für Tom Jones, Tina Turner, Joe Cocker oder Alice Cooper Songs geschrieben hat. Das Geheimnis ihrer ewigen Zusammenarbeit? „Wir vertrauen uns 100-prozentig, es gibt keinen Wettbewerb zwischen uns beiden.“

Bryan Adams (59), der in den vergangenen vier Jahrzehnten mit rauer Stimme und rockigen Ohrwürmern wie „Summer Of 69“ oder Power-Balladen wie „Please Forgive Me“ weltweit rund 100 Millionen Tonträger verkauft hat, sagt, dass er bereits vor zehn Jahren das erste Mal daran dachte, eine Musicalfassung von „Pretty Woman“ zu komponieren. „Ich bin zu Disney gegangen, die die Rechte besaßen. Ich habe sie gefragt, ob sie interessiert sind. Waren sie aber zu diesem Zeitpunkt nicht.“

Jährlich mehr als 100 Konzerte auf allen Kontinenten

Erst acht Jahre später war es dann so weit. „Wir hatten mit Jerry Mitchell einen großartigen Regisseur, der uns sehr geholfen und uns inspiriert hat“, sagt Adams. Ihr Arbeitstag, erzählt Jim Vallance, habe meist um 9 Uhr morgens begonnen und nicht selten erst um Mitternacht geendet. „Wir hatten eine Idee, sind damit zum Regisseur gegangen, haben darüber geredet, sind wieder ins Studio gegangen und haben hinterher wieder geredet.“ Song für Song ein intensiver inhaltlicher Austausch.

Einmal hatten sie sogar morgens die Idee und spielten den Song bereits nachmittags ein. Und abends wurde er im Oriental Theatre in Chicago, wo das Musical, das seit August 2018 jeden Abend am Broadway in New York läuft, Premiere feierte, aufgeführt. „Ich habe zu Hause meine beiden Töchter beim Spielen mit Lego-Steinen beobachtet“, erzählt Bryan Adams. „The Luckiest Girl In The World“, dachte er. Es war das letzte Lied, das die beiden für das Musical schrieben. Ein flotter Gospelsong, der die Up-Tempo-Nummer „Look At Me Now“ ersetzte, mit der Jerry Mitchell an dieser Stelle im Musical, als Vivian ihre Freude und ihren Unglauben zum Ausdruck bringt, nie so richtig zufrieden war. „Wie kann man Freude und Überschwang besser ausdrücken als mit Gospelmusik?“, sagt Bryan Adams, der nach wie vor jährlich mehr als 100 Konzerte auf allen Kontinenten spielt.

Was ist für Adams das Besondere an "Pretty Woman"?

Was ist für ihn das Besondere an „Pretty Woman“? „Es ist eine ikonische Liebesgeschichte, und jeder weiß das“, sagt Adams, der viel Erfahrung mit Filmmusiken hat. Schon vor knapp 30 Jahren nämlich, im Sommer 1991, schrieb er zusammen mit Robert John Lange und Michael Kamen die Ballade „(Everything I Do) I Do It For You“ für den Film „Robin Hood – König der Diebe“. Der Song war in 30 Ländern die Nummer eins. Und er ist bis heute in Großbritannien die Single, die sich mit 16 Wochen am längsten in Folge auf der Nummer-eins-Position halten konnte. „Pretty Woman“ sei eine moderne Cinderella-Geschichte, sagt Adams, in der zwei Menschen aus verschiedenen Welten aufeinandertreffen und herausfinden, wie sehr sie einander brauchen.

Es sei eine Ehre, jetzt den Film auf seinem weiteren Weg als Musical begleiten zu dürfen. „Ich habe es wirklich genossen, mehr über den kreativen Prozess beim Musiktheater zu lernen“, sagt Adams. „Ich würde gerne noch eins machen .“

Erst aber einmal freut sich der mehrfach preisgekrönte Musiker, der auch als Fotograf schon für seine Arbeiten ausgezeichnet wurde und 2006 für eine Fotostrecke sogar den LeadAward erhielt, auf die Premiere in Hamburg, zu der er auf jeden Fall kommen will. Dann werden seine Songs mit deutschen Texten von Nina Schneider und Frank Ramond gesungen. „Die haben einen wirklich guten Job gemacht“, lobt Adams, der bereits sechs Lieder mit ihren Übersetzungen gehört hat. Hat er einen Lieblingssong? „Den müssen wir noch schreiben“, sagt er und lächelt wieder.

Die "Pretty Woman"-Hauptdarsteller

Patricia Meeden spielt Vivian Ward (im Film: Julia Roberts). Die Berlinerin mit kubanischen und dänischen Wurzeln absolvierte ihre Ausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin. Sie spielte in zahlreichen Musicals mit („Cats“, „Sister Act“, „Dirty Dancing“, „Cabaret“), war bei „Voice of Germany“ dabei und in TV-Produktionen wie „Letzte Spur Berlin“ oder „Soko Leipzig“.

Mark Seibert spielt Edward Lewis (im Film: Richard Gere). Er erhielt seine Ausbildung am Lee Strasberg Theatre Institute in New York und am Konservatorium in Wien. Er gehört zu den gefragtesten Musicalsolisten, war u. a. in „Tanz der Vampire“ und „We Will Rock You“ zu sehen.