Hamburg. Das 19. Studioalbum von Bruce Springsteen ist ein melancholisch-milder Blick zurück und zeigt ihn von einer neuen Seite.

Je älter, desto stärker die Tendenz, in die Vergangenheit zu blicken. Auf die endlosen Sommer, die erste oder größte Liebe – und auf all das, was Narben hinterlassen hat. Gilt auch für Bruce Springsteen. 69 ist der Mann inzwischen, aber selbst nach 18 Studioalben, einer Autobiografie, in der er ausführlich seine Depressionen thematisierte, und 236 intimen Soloauftritten in einem Broadway-Theater ist noch nicht alles gesagt. Deshalb „Western States“ (Sony), ein Alterswerk im besten Sinne.

„I lie awake in the middle of the night/Makin’ a list of things that I didn’t do right“ heißt es da etwa in „Somewhere North Of Nashville“. Tja, Gewesenes abhaken, den Blick nach vorne wenden: gar nicht so einfach. Auch wenn es hier musikalisch leichtfüßig rüberkommt. Den Sound seiner Jugend, der 60er Jahre, hat Springsteen für die 13 Songs gewählt, in Interviews selbst an Größen wie Burt Bacharach und Glen Campbell erinnert. Und so flutet immer auch die Sonne Kaliforniens durch dieses Album, trifft Melancholie auf Melodie, sorgen dezente Streicherarrangements für die Unterfütterung der vielen großen kleinen Geschichten.