Das neue iPad ist ein faszinierender Mini-Computer. Er taugt auch als Navi, das Zubehör aber wird teuer. Ein Gerät mit Sonnen- und Schattenseiten.

Eigentlich ist der Name viel zu brav: iPad , so heißt der von Apple vorgestellte neue Mini-Computer. Das kommt von pad, also Polster, Unterlage, Kissen. Im Englischen steht pad für Damenbinde. Oder Schulterpolster. Dabei ist das iPad alles andere als öde, es ist ein richtiges technisches Wunderwerk mit so ziemlich allen Schikanen.

Kernstück des 1,3 Zentimeter flachen, rund 700 Gramm leichten Maschinchens ist der Touchscreen - einer von diesen faszinierenden Bildschirmen, die auf leichte Fingerberührung reagieren. Seit Apple 2007 das Touchscreen-Handy iPhone einführte, ist er quasi ein Muss bei Mobiltelefonen und MP3-Spielern. Aber kein Konkurrenzgerät funktioniert so gut und lässt sich so kinderleicht bedienen. Folge: Die ganz schön teuren Geräte verkaufen sich blendend. Gefühlte iPhone-Dichte morgens in der S1 zwischen Altona und Jungfernstieg: 30 Prozent - bald jeder Dritte tippt drauf rum.

Der iPad-Monitor ist mit seiner Diagonale von 24,6 Zentimetern und 1024 x 768 Pixeln viel größer als bei gängigen Handys und schärfer als bei Netbooks. "75 Millionen Nutzer weltweit wissen schon jetzt genau, wie sie ein iPad bedienen müssen", prahlte Apple-Chef Steve Jobs. Stimmt. Es geht genau wie beim iPhone oder dem Musikspieler iPod touch: Ein Wisch mit dem Finger über den Touchscreen entsperrt das Bedienmenü, ein sanfter Tipp auf eines der Programmsymbole ruft die jeweilige Funktion auf.

Und die Möglichkeiten sind fast unendlich: Das iPad spielt Musik und Videos wie ein iPod, es kann Fotoalben anzeigen und Internetseiten. Kippt man das iPad vom Hoch- ins Querformat, dreht sich das Angezeigte auf dem Bildschirm blitzschnell mit - ein eingebauter Lagesensor macht's möglich. Er sorgt auch für den Spaß bei manchen Autorennspielen: Zum Steuern dreht man das Gerät wie ein Lenkrad. Im iTunes App Store gibt es schon rund 140 000 Spiele und Programme für das iPhone, viele gratis. Laut Apple sollen fast alle auch auf dem iPad laufen.

Der Speicher selbst des Einstiegs-iPad (499 $, der deutsche Preis steht noch fest) ist mit 16 Gigabyte groß genug für Tausende von Musikstücken, Videos, Spielen - man bekommt sie im Internetladen iTunes Store. Auch Zeitungen, Zeitschriften und Bücher will Apple in der neuen Unterabteilung iBooks anbieten. Auf der Präsentation in San Francisco liefen verblüffende Vorschauen von Zeitschriften, in denen statt Fotos bewegte Bilder abliefen - wie im "Tagespropheten", der Zeitung aus den Harry-Potter-Filmen. "Magical", schwärmte Jobs. Aber auch ein wenig Zukunftsmusik: Noch ist unklar, welcher Verleger wann so etwas über den Apple-Store anbieten wird, wie die Bezahlmodelle aussehen werden. Mit den eBooks ist Apple schon weiter: Fünf große Buchverlage sind zum US-Start des Online-Buchregals als Partner dabei. Vorteile des iPad gegenüber bereits erhältlichen e-Lesegeräten wie Amazons Kindle oder Sonys Reader: Das iPad zeigt Farben an, Textgröße und Schrifttyp lassen sich frei wählen. Nachteil: der relativ schwache Akku. Zehn Stunden Laufzeit gibt Apple an. Kindle und Co. laufen mit einer Akkuladung wochenlang.

Das Herunterladen aller Inhalte erfolgt beim iPad über WLAN-Funk oder bei den teureren Modellen über das UMTS-Handynetz. Unklar ist derzeit noch, welcher Handynetzbetreiber den passenden Vertrag zu welchen Konditionen anbieten wird. Verdächtig ist natürlich der deutsche iPhone-Anbieter T-Mobile. Doch deren Pressesprecher hüllte sich gestern noch in Schweigen.

Sogar als Navigationsgerät taugt das iPad: Ein in die teureren der sechs Geräteversionen eingebauter GPS-Empfänger erlaubt die genaue Ortsbestimmung. Damit das iPad all das überhaupt schafft, hat Apple in geheimen Laborstübchen eigens einen Prozessor gezimmert: den Apple A4. Das Herz des iPad schlägt im 1-Gigahertz-Takt und ist eine aufs Klitzekleinste geschrumpfte Einheit aus Hauptprozessor und Grafikchip. Solche Chips stecken bisher nur in wenigen Notebooks.

Manches, was sich der Apple-Fan wünscht, steckt aber leider nicht im iPad: Warum etwa hat Apple keine Webcam eingebaut, mit der das Telefonieren über das Internet erst richtig Spaß macht? Vermutlich hätte die zusätzliche Komponente den Verkaufspreis über die magische 500-Dollar-Grenze gehoben. Warum fehlt ein Einschub für Speicherkarten, um im Urlaub die frischen Digitalfotos von der Kamera auf dem iPad-Schirm bewundern zu können? Wird's geben, aber nur als Adapter - teures Zubehör ist für Apple traditionell eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle. Entsprechend liest sich die für die USA schon einsehbare "Accessories"-Preisliste: Docking Station mit Tastatur: 69 $, Adapter zum Anschluss eines Projektors: 29 $, Schutzhülle: 39 $. Für Apple-Kenner ist es nichts Neues, dass sich der Akku nicht einfach auswechseln lässt. Für Neueinsteiger könnte der Zauber in diesem Fall etwas verblassen: Erfahrungsgemäß verlangt Apple saftige Service-Gebühren.