Bei einer Podiumsdiskussion in der Bucerius Law School in Hamburg wurde das iPad zur Chiffre für die “Kommunikation 2020“.

Hamburg. "Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo hat eins, das schon "seit zwei Wochen auf meinem Schreibtisch liegt". Karen Heumann, Vorstandsmitglied der Werbeagentur Jung von Matt, hat es hingegen noch nicht. Nimmt man den Besitz des iPads zum Maßstab, traf sich bei der Podiumsdiskussion "Kommunikation 2020 - Aufbruch in ein neues Informationszeitalter" von "news aktuell" in der Bucerius Law School eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Das war insofern nicht ganz unwichtig, da das mobile Endgerät von Apple an diesem Abend zu einer Chiffre für die Zukunft, für das Jahr 2020 wurde. Erstaunlich war, wie unterschiedlich die Diskutanten die Einführung des iPad bewerteten. Weil es das Blättern von Zeitungen simulieren kann, ist das iPad für Mascolo das erste neue Medium, "das mit Lesen zu tun" hat: "Das ist der eigentliche Quantensprung."

Abendblatt-Chefredakteur Claus Strunz glaubt dagegen, dass sich Printmedien für das iPad neu erfinden müssen. Einfach nur das gedruckte Blatt als PDF auf das neue Gerät zu laden sei "schon etwas retro". Man habe ja bei der Erfindung des Fernsehens auch nicht Fotos, sondern bewegte Bilder gesendet. "Muss Ruud van Nistelrooy in der iPad-Version des Abendblatts zu mir sprechen?", fragte Strunz. "Ich glaube, ja."

Einmal in Fahrt, regte er auch an, alte Gewissheiten über Bord zu werfen. "Unbundle the Bundle" sei das Gebot der Stunde. Damit meinte der Abendblatt-Chefredakteur, dass Zeitungen ihren Lesern künftig über alle Kanäle das liefern müssen, was diese sich wünschen. Er verglich die Lage der Printmedien mit der der Musikbranche. "Früher haben wir nur wegen zwei Songs eine LP für 19,90 Mark gekauft. Das kann man heute niemandem mehr vermitteln."

Zwar will Strunz künftig ein Marken-Abo für alle Kanäle des Abendblatts anbieten. Er kann sich aber auch vorstellen, dass Leser die Möglichkeit bekommen, sich nur die Informationen zu kaufen, die sie besonders interessieren. "Spiegel"-Chef Mascolo mag an so etwas nicht denken. "Der ,Spiegel' ist der ,Spiegel', sagte er auf die Frage, ob das Nachrichtenmagazin künftig eine App nur mit den Inhalten seines Feuilletons anbieten werde. "Deshalb kann er nur einen Auftritt haben."

Unterschiedlich fiel auch die Bewertung der Rolle aus, die Journalisten künftig für Zeitungen haben werden. Sie werden für Strunz "immer wichtiger, fast so etwas wie Stars". Mascolo glaubt, dass sich an ihrer Bedeutung nichts ändern wird.