Donnerstag berät Hamburgs Senat über die Sparpläne beim Kulturetat. Wenige Tage später soll die Kulturbehörde personell aufgestockt werden...

Hamburg. Morgen berät der Hamburger Senat darüber, welche Spar-Einschnitte in den Hamburger Haushalt beschlossen werden sollen. Für die Kultur stehen - seit der ersten Nennung dieser Zahl im Hamburger Abendblatt am 15. Oktober - unwidersprochen noch immer mehr als zehn Millionen Euro zur Diskussion, die aus dem 211-Millionen-Euro-Kulturetat herausgespart werden könnten.

Hamburger Kulturleute, Bürger und Kulturmanager wenden sich seither vehement gegen dieses Vorhaben. Mit Leidenschaft, großer Sorge und guten Argumenten. Zehn Millionen sanieren keinen Haushalt, in dem bis zum Jahr 2013 zwischen 500 und 600 Millionen Euro fehlen werden. Das Sparen würde in der Kultur überproportionalen Schaden anrichten, es würde das Band beschädigen, das unsere Gesellschaft zusammenhält.

Hamburg hat sich unter den Schmerzen kultureller Selbstfindung gerade erst auf den Weg zur Kulturmetropole gemacht, bekennt sich endlich dazu, Musikmetropole werden zu wollen, hat spät genug den Wert gelebter Kultur unter seine Politikziele eingereiht. Aber womit will dieses Hamburg noch glänzen, wenn der Kultur die Luft zum Atmen genommen wird?

Mit den grausam unterfinanziert in die Selbstständigkeit entlassenen Museumsstiftungen?

Mit Theatern, denen in absehbarer Zeit der Spielraum ausgeht für die kreative Arbeit?

Mit Kinderkultur, die nach Kürzungen sicher auf dem letzten Loch pfeift?

Mit geschlossenen Geschichtswerkstätten?

Mit einer Filmkultur, die sich anderswohin orientieren müsste?

Damit, den viel beschworenen kulturellen Humus, aus dem Großes wachsen soll, mal eben zu größeren Teilen in die Elbe gekehrt zu haben?

Mit einer Musikkultur, die 2012 mit der Elbphilharmonie eines der großartigsten Häuser der Welt bespielen soll, aber ihre Standards kaum halten, geschweige denn ausbauen kann?

Mit einer Kulturszene, die ihre Politiker öffentlich und mit guten Gründen vor Kürzungen in der Kultur gewarnt hat? Und die ihnen im Sparfall bescheinigen müsste, mit ihrem kulturellen Leben kurzsichtig und ohne Sinn für Verständnis umgegangen zu sein? Noch ist es nicht zu spät.

Noch ist auch nicht beschlossen, was sicher nur ein unsensibler Zufall am 1. Dezember, also wenige Tage nach den Sparbeschlüssen, als Senatsdrucksache 19/4610 auf die Tagesordnung des Kulturausschusses der Bürgerschaft bringt.

Sie listet Details auf für die Restrukturierung der Behörde für Kultur, Sport und Medien - Reduzierung der Ämter von fünf auf vier, der Referate von 20 auf neun - und Maßnahmen zur "Stärkung der Steuerungskompetenz". Dafür will man zwölf neue Stellen schaffen und zwei in ihrer Vergütung anheben. Zusammen schafft das ein jährliches neues, bleibendes Ausgabenvolumen von 1 008 100 Euro.

Da reibt man sich die Augen: Bei den Kulturprojekten soll eingespart werden, bei der Kulturverwaltung aber draufgelegt? Wie will man das all jenen vermitteln, die für den Etat der Kulturbehörde kämpfen? Da sollte man rasch neu nachdenken.

Klugheit wünscht man denen, die morgen auch über den Kulturhaushalt entscheiden, Weitsicht und weniger Angst vor Berührungen mit dem, was da gerade in seiner Existenz bedroht wird. Denn wer immer wieder erlebt, was sie für die Stadt leistet, könnte sich kaum noch für weniger Kultur entscheiden.