Das Filmfest Hamburg ist mit einem erneuten Besucherzuwachs zu Ende gegangen. Festivalleiter Wiederspiel zeigte sich zufrieden.

Hamburg. Gegen den Goliath Berlinale mit seinem 20-Millionen-Etat nimmt sich das Filmfest Hamburg sehr bescheiden aus. Ganze 650 000 Euro stehen Albert Wiederspiel für sein Festival zur Verfügung. Doch angesichts der weiter gestiegenen Zuschauerzahlen und des Lobs für das kluge Programm und die reibungslose Organisation darf sich der umtriebige Festivalleiter wie ein David fühlen. Wiederspiel und sein kleines Team haben in den vergangenen neun Tagen Unglaubliches geleistet. In Hamburg wurde internationales und lebendiges Kino begierig angenommen und gefeiert - ohne Zugeständnisse an Mainstream und Hollywood-Glamour, sieht man von Emma Stones sympathischem Auftritt im Cinemaxx ab. Aber auch "The Help" passte mit seiner politischen Thematik perfekt in den Rahmen des Filmfests 2011.

151 Filme aus 41 Ländern wurden gezeigt, 20 weniger als im Vorjahr. Die Zuschauerzahlen stiegen dennoch um fünf Prozent auf etwa 40 000 - und das trotz anfangs hochsommerlicher Temperaturen, sonst pures Kinokassengift. Den Publikumszuwachs schreibt Wiederspiel auch der erstmals in diesem Jahr möglich gewordenen deutschen Untertitelung von 30 Filmen zu. Der Hauptgrund für den Erfolg dürfte indes das Programm mit seinen sorgfältig kuratierten Reihen sein. Vor allem die französischen Filme bei "Voilà!", die "Nordlichter", die unter "16:9" zusammengestellten Fernsehproduktionen und die bei "Eurovisuell" gezeigten europäischen Publikumsrenner wurden durchweg vor vollen Sälen gezeigt. Und häufig standen die Regisseure dem Publikum hinterher Rede und Antwort.

Die Filmauswahl in diesem Jahr war so gut wie kaum je zuvor. Das sollte die Berlinale mit ihrem mäßigen Programm 2011 schon gehörig piken.

Gerade die Konzentration auf viele politische Filme aus dem Iran und dem arabischen Raum, aber auch aus Frankreich, und die klare Schwerpunktsetzung auf Themen wie Umwelt, Musik und Island gaben dem Filmfest ein deutliches Profil. Dass all das so gut angenommen wurde, ist auch ein Kompliment an das Publikum.

Nach diesen neun tollen Tagen dürfte das Selbstbewusstsein des Filmfests und seiner Macher gehörig gestärkt sein. Zu wünschen bleibt, dass der Senat dieses Kulturereignis künftig noch entschiedener fördert, um es zu einem auch finanziell besser abgesicherten Anziehungspunkt für engagierte Filmkunst zu machen. An die übermächtige Berlinale wird Hamburg schon wegen des Etats nicht herankommen. Aber vielleicht könnte sich das hiesige Filmfest zu einem deutschen Sundance mausern.