Hamburg. Nikolaj Gogols Stück "Der Revisor" erzählt von einem russischen Städtchen, das sich wegen des angekündigten Besuchs eines Revisors in hellem Aufruhr befindet: Er soll die Stadt inkognito auf Recht und Ordnung überprüfen. Die Bewohner fürchten um ihr Lotterleben, denn dort wird ungeniert geschmiert.

Gogols Komödie dient Stefan Kolosko als Text-Grundlage für sein Stück "Der Untergang 2 - Ein starkes Stück Theater ohne Bruno Ganz", das auf Kampnagel Premiere hatte. Er und seine 30 Mitwirkenden errichteten dort die "Stadt der verlorenen Utopien". Sie dient als Bühnenbild für eine Performance mit Gesang, Sprechchören, Tanz und Video, die sich als dauerhaftes Chaos beschreiben lässt. Zwar folgen die einzelnen Textfragmente aus Gogols "Revisor" sprunghaft ihrer Dramaturgie, trotzdem bleibt die Geschichte noch verständlich.

Regisseur Stefan Kolosko und die Stadtmütter und -väter, die in schwarzen Kutten mit Kapuze über und um die Bühne herum laufen, sich im Publikum formieren und - chorisch leider schwach und unpräzise - Gogols Text rezitieren, wollen mit dieser Inszenierung die Idee des "kommunistischen" Theaters realisieren, das offen für alle ist. So konnte sich jeder bis zum Premierentag der Produktion anschließen und ein Stadtbewohner werden.

"Der Untergang 2" formuliert eine direkte Absage ans elitäre, konservative Unterhaltungstheater, ganz im Sinne von Artauds Theorie-Manifest über das "Theater der Grausamkeit". Allerdings scheitert die Absicht in der Praxis: Es mangelte an Hingabe zum Spiel und am kreativ genutzten Chaos.