Sicherheitskräfte haben die chinesische Frau des Korrespondenten Johannes Hano in Peking bei Dreharbeiten tätlich angegriffen.

Hamburg. Johannes Hano, 47, Ostasienkorrespondent des ZDF mit Sitz in Peking, hatte gerade in Hamburg erste Sequenzen seiner zweiteiligen Reisereportage "Chinas Grenzen - Abenteuer vom Ussuri bis zum Hindukusch" vorgestellt und Fragen zum journalistischen Arbeiten in China beantwortet, als seine Ausführungen im ZDF-Landesstudio Hamburg von der Realität eingeholt wurde.

Seine chinesische Frau Jingyang Wang-Hano, 43, rief ihn an. Die ZDF-Mitarbeiterin mit deutschem Pass war von Sicherheitskräften mit Tritten attackiert und verletzt worden, als sie mit einem Kameramann die Demonstration chinesischer Aids-Aktivisten vor dem Staatsratsgebäude in Peking mit der Kamera festhalten wollten. "Ein ungewöhnlich brutaler Angriff auf unsere Arbeit, der nicht ohne Konsequenzen bleiben kann." Die Attacke setzte ein eindrückliches Ausrufezeichen hinter das, was er zuvor erzählt hatte.

Hano hatte von dem gewaltigen bürokratischen Aufwand berichtet, der notwendig war, um für "Chinas Grenzen" die entlegenen Gebiete an der Grenze beispielsweise zu Tadschikistan oder zu Nordkorea zu besuchen. Auch von Gesprächen, die angesichts von überwachender Begleitung nur als sicherheitshalber linientreu gewertet werden können. Wobei er feststellte, dass die Interessen an Berichten des ausländischen Fernsehens auch im Machtapparat sehr unterschiedlich sein können. Während die einen es toll fänden, Reiselust fördernde Bilder verbreitet zu sehen, herrsche bei Polizei und Militär eine eher restriktive Sichtweise, die viele Bilder verhindern will. Doch wie überall in China klafft eine überwindliche Lücke zwischen einem offiziellen Nein und dem, was vor Ort dann trotzdem möglich ist.

Auch hätten die Sicherheitskräfte gelernt und würden nun öfter mal hübsche weibliche Aufpasser losschicken, die ihren Auftrag mit charmantem Lächeln, gleichwohl mit Härte zu erfüllen versuchen. Man werde den Eindruck paranoider Überwachung nicht los; manchmal höre man bei den allfälligen Verlängerungen von Visa wenig freundlich: "Wir sehen uns alle ihre Filme an." In Abwechslung dazu aber auch wohlwollend, dass sich die Berichterstattung im vergangenen Jahr sehr verbessert habe. Auch bei den Dreharbeiten zu "Chinas Grenzen" gab es Versuche, das Material, dessen Entstehung man bereits genau beobachtet hatte, nochmals zensieren zu wollen - was Hano und seine Mitarbeiter verhindern konnten.

Der Journalist sieht die Zügel in Sachen Meinungsfreiheit derzeit fest angezogen, bis 2012 die neue Machtelite bestimmt ist. Dann erst könne man sagen, welchen politischen Kurs China künftig einschlagen werde. Er sieht massive nationalistische Tendenzen - ein Versuch, den Zentrifugalkräften der rapide sich entwickelnden Wirtschaft ein einigendes Band umzulegen.

"Chinas Grenzen" sendet das ZDF am 4.1., 22.45, und 6.1.2011 um 23.00.