Der Akt soll auf die Menschenrechtsverletzung aufmerksam machen. Die Verleihung soll trotz Xiaobos Abwesenheit feierlich werden.

Warschau. Der frühere polnische Staatspräsident Lech Walesa will den Friedensnobelpreis für den inhaftierten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo entgegennehmen. „Ich bin bereit, ihn gemeinsam mit anderen Nobelpreisträgern zu repräsentieren, um darauf aufmerksam zu machen, dass Menschenrechte verletzt werden und der Gewinner des wichtigsten Preises im Kampf für die Freiheit daran gehindert wird, den Preis entgegenzunehmen“, sagte Walesa am Montag in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

„Natürlich würden wir ihn (Liu) nur symbolisch bei der Verleihungszeremonie vertreten“, sagte Walesa weiter. „Die Medaille, die Urkunde und das Preisgeld werden in Oslo bleiben und auf Liu Xiaobo warten.“ Walesa erinnerte daran, dass er, als er selbst 1983 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam, diesen ebenfalls nicht persönlich in Oslo entgegennahm. Aus Angst, von der kommunistischen Führung Polens an der Rückkehr in seine Heimat gehindert zu werden, hatte er seine Frau gebeten, ihn bei der Preisverleihung zu vertreten. Der ehemalige polnische Gewerkschaftsführer Walesa war 1981 verhaftet und ein Jahr später freigelassen worden.

China hatte mit scharfer Kritik auf die Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo reagiert. Der Schriftsteller war im Dezember 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden, nachdem er einen Aufruf zu politischen Reformen in China mitverfasst hatte. Der Sekretär des Preiskomitees, Geir Lundestad, hatte vergangene Woche erklärt, die Verleihung werde am 10. Dezember trotz Liu Xiaobos Abwesenheit und dem Boykott zahlreicher Staaten in der traditionell festlichen Art und Weise stattfinden.