Kiels frühere Kultusministerin Marianne Tidick bringt für die Werke das Landesmuseum Schloss Gottorf ins Spiel: “Altona ist nicht Hamburg“.

Hamburg. Die Proteste gegen die vom Hamburger Senat beabsichtigte Schließung des Altonaer Museums ziehen immer weitere Kreise: Wie das Museum mitteilte, haben inzwischen schon mehr als 20.000 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen die geplante Schließung protestiert.

Inzwischen hat sich auch die frühere schleswig-holsteinische Kultusministerin Marianne Tidick zu Wort gemeldet. "Was mich an gerade diesem Sparbeschluss schockiert, ist die historische Ignoranz. Altona ist nicht Hamburg, seine Geschichte ist nicht die Hamburgische, sondern ist die von Schleswig-Holstein von Preußen, von Dänemark", sagte sie dem Abendblatt. Gemeinsam mit anderen Hamburger Persönlichkeiten, zu denen auch der frühere "Zeit"-Chefredakteur Robert Leicht, der Architekt Volkwin Marg und der Rechtsanwalt Peter de Wall gehören, verfasste Tidick einen Protest-Aufruf, der den Bürgerschaftsfraktionen zugeleitet wurde. Die Bürgerschaftsabgeordneten werden aufgefordert, die " weitreichende politische Fehlentscheidung zu stoppen".

Das Papier, das dem Abendblatt vorliegt, enthält außerdem den Vorschlag, die Sammlung im Fall der Schließung komplett nach Schleswig-Holstein zu geben. Wörtlich heißt es: "Wenn nun trotz aller Argumente und rechtlichen Hindernisse die Schließung tatsächlich erfolgen soll, haben wir in dem anliegenden Papier vorgeschlagen, die Sammlung an das Schleswig-Holsteinische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte nach Gottorf zu geben."

Ähnlich argumentiert die Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte, die sich in einem Offenen Brief an Bürgermeister Christoph Ahlhaus gewendet hat. Darin heißt es: "Der Beschluss trifft nicht nur Hamburg, sondern in ganz erheblichen Maße auch Schleswig-Holstein, ist doch das Altonaer Museum nach den Landesmuseen auf Schloss Gottorf das bedeutendste kulturgeschichtliche Museum für das Land. In einer Zeit, in der die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein auf eine Vereinigung zustreben, ist die Schließung daher auch ein Affront gegen das Nachbarland."

20.000 Unterschriften zur Rettung des Altonaer Museums

Protest kommt auch vom Deutschen Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates (ICOM). Klaus Weschenfelder, Präsident von ICOM Deutschland, sagte: "Eine Sammlung von über 600.000 Exponaten zur Kultur des norddeutschen Küstengebietes wird zum Strandgut einer verfehlten Museumspolitik, die den Häusern ständig sich wandelnde Strukturen zumutet, aber nicht die Resultate der Umstrukturierungen abwarten will."

Auch Volker Rodekamp, Präsident des Deutschen Museumsbundes, der sich schon in Rundfunkinterviews kritisch geäußert hatte, hat jetzt in einem Schreiben an den Ersten Bürgermeister sowie an Senator Reinhard Stuth gegen die Schließung Stellung bezogen. Rodekamp war noch von Ex-Kultursenatorin Karin von Welck in die Jury berufen worden, die über die Vergabe der Mittel aus dem neu geschaffenen Ausstellungsfonds entscheiden soll. Nach Abendblatt-Informationen legte er inzwischen seinen Jurorenposten unter Protest nieder.

Wie die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gabi Dobusch mitteilte, herrscht auch Unklarheit über die Nutzungspläne für das Gebäude nach einer möglichen Museumsschließung: "Der Senat drückt sich um eine Antwort zum Verkehrswert des Museumsgrundstücks herum und hält sich alle Optionen offen. Es darf also weiter spekuliert werden, welche Anschlussnutzung angedacht ist. Allein das Grundstück in bester Lage und mit guter Verkehrsanbindung dürfte viele Interessenten auf den Plan gerufen haben, auch wenn das Baurecht dem noch entgegensteht." Nach Mitteilung des Altonaer Museums schreibt der Flächennutzungsplan für das Grundstück bisher eine museale Nutzung vor.

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