Die Kinderbuchverfilmung “Der kleine Nick“ überzeugt

Auf die Frage, welches Kind aus der Schulhof-Bande er am liebsten gewesen wäre, antwortete der geniale Zeichner Jean-Jacques Sempé jüngst in einem Interview: "René Goscinny und ich wären beide der kleine Nick gewesen! Jeder, dem man die Geschichten vorliest, identifiziert sich doch zuallererst mit ihm." Die Antwort ist so banal wie folgerichtig, benennt sie doch ein, vielleicht das Erfolgsgeheimnis des Kinderbuchbestsellers aus Frankreich: Jeder der weltweit mehr als acht Millionen Leser erkennt sich wieder in der fröhlich-chaotischen, atemlos plappernden Hauptfigur: dem kleinen Nick, le petit Nicolas, wie er im Original heißt.

In seinen Ängsten ("Mama hat das neue Baby bestimmt viel lieber als mich"), seinen Hobbys (Quatsch machen, Geheimklubs gründen), seinen Schwächen (Apfelkuchen und das blonde Nachbarsmädchen mit dem klingenden Namen Marie-Hedwig). 50 Jahre nach Veröffentlichung der Erzählungen in Buchform hat der französische Regisseur Laurent Tirard nun den gleichnamigen Film auf die Leinwand gebracht.

Das ist ihm, um es gleich vorwegzunehmen, vorzüglich gelungen. Bei den sorgfältig gecasteten Kinderdarstellern überträgt sich die Spielfreude sogleich auf den Zuschauer, für die erwachsenen Rollen konnte die ohnehin immer sehenswerte Sandrine Kiberlain als Lieblingslehrerin gewonnen werden sowie Kad Merad ("Willkommen bei den Sch'tis"), der Mann mit den wohl comichaftesten Gesichtszügen im europäischen Kino.

Der Film bleibt dem Geist der Vorlage treu, begeht jedoch nicht den Fehler, bloß Episode an Episode aneinanderzureihen. Das emotionale Herzstück ist Nicks Suche nach seinem Platz in der Welt - und die Kunst besteht darin, uns, die wir ja auch alle mal kleine Jungs oder Mädchen waren, das Gefühl zu geben, die Abenteuer des kleinen Nick selbst erlebt zu haben.

Bewertung: empfehlenswert Der kleine Nick Frankreich 2009, 91 Minuten, o. A., R: Laurent Tirard, D: Valérie Lemercier, Kad Merad, Maxime Godart, Sandrine Kiberlain, François-Xavier Demaison, täglich im Abaton (auch OmU), Cinemaxx Dammtor, Holi, UCI-Kinowelt Mundsburg, Zeise; Internet: www.derkleinenick.centralfilm.de