Nicht nur von dem legendären Hollywood-Regisseur erzählt “Ich & Orson Welles“

Orson Welles - ein Gigant des Kinos, mit großem Ego und noch größerem Genie. Gleich sein erster Film, "Citizen Kane", geriet 1941 zum Meisterwerk und gilt als einer der besten Filme aller Zeiten. Doch Welles konnte in späteren Jahren, bis auf wenige Ausnahmen, dieses Versprechen nicht mehr einlösen. Kompromisslosigkeit und Geldmangel blieben nicht folgenlos: Unvollendete Pläne und abgebrochene Projekte prägten sein Schaffen.

Zu den schönen Ideen des neuen Films von Richard Linklater und dem zugrunde liegenden Roman von Robert Kaplow gehört es, Welles durch die Augen eines Teenagers zu betrachten. Man muss dabei über Welles und seine Filme gar nicht so viel wissen. Das Geschehen auf der Leinwand steht für sich selbst, und weil Linklater sich seit "Slacker" (1991) vornehmlich um die Lebenswelt Heranwachsender kümmert, kann man sicher sein, dass die eigentliche Geschichte hier eine andere ist.

Im Mittelpunkt: der 17-jährige Nachwuchsschauspieler Richard (Zac Efron), der 1937 in Manhattan zufällig eine kleine Sprechrolle in William Shakespeares "Julius Caesar" ergattert. Regie: natürlich Orson Welles, der von Christian McKay zurückhaltend und gerade darum so beeindruckend gespielt wird. Ein energiegeladener Egomane voller Ideen und Tatendrang, der alle mitreißt, ohne den nichts geht. Natürlich ist Richard stolz, den Lucius spielen zu dürfen. Doch noch stolzer ist er, der schönen Produktionsassistentin Sonja (Claire Danes) ein Rendezvous abgetrotzt zu haben. Aber: Sonja will Karriere in Hollywood machen, David O. Selznick sei in der Stadt, und auch Welles hat ein Auge auf sie geworfen.

Am Schluss ist Richard um einige Illusionen ärmer und einige Erfahrungen reicher. Eine Erziehung des Herzens also, eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Darüber hinaus überzeugt "Ich & Orson Welles" aber auch als sorgfältig ausgestattetes Period Picture, das der kreativen Atmosphäre am Broadway der Dreißigerjahre nachspürt und viel über das Theatermachen erzählt. Und natürlich auch über Orson Welles: ein bewunderungswürdiges Monster, dem die Kunst über alles geht. So könnte er gewesen sein.

Bewertung: überragend Ich & Orson Welles GB 2008, 109 Min., ab 12 Jahren, R: Richard Linklater, D: Zac Efron, Christian McKay, Claire Danes, Ben Chaplin, täglich außer Mi im Passage; www.ich-und-orson-welles.de