Dani Levys Komödie “Das Leben ist zu lang“ erinnert an die Filme von Woody Allen

"Mohammed lacht sich tot", lautet der Arbeitstitel des Drehbuches, mit dem der jüdische Regisseur Alfi Seliger (Markus Hering) durch die prominente Gästeschar der Filmproduzentenparty streift. Fünf Jahre hat er an dem Skript über den Karikaturenstreit gearbeitet. Aber den Geldgebern ist der Titel zu gewagt, das Sujet zu heiß oder die Geschichte schlichtweg zu langweilig. Zu Hause hat es Alfi fast noch schwerer als in der Filmbranche. Ehefrau Helena (Meret Becker) geht fremd und die kleine Tochter formuliert ihre Abneigung mit den unmissverständlichen Worten: "Ich will einen anderen Vater."

Seit seinem großen Publikumserfolg "Alles auf Zucker" bewegt sich Dani Levy vorwiegend auf komödiantischem Terrain und erforscht dabei seine jüdischen Wurzeln. Sein Protagonist in "Das Leben ist zu lang" ist ein typischer Nebbich, ein Loser, wie man im Neudeutschen sagen würde, aber auch ein Widergänger der neurotischen Figuren, mit denen Woody Allen seine Filme möbliert hat. Etwas plötzlich zieht Levy im letzten Drittel eine zweite reflexive Bedeutungsebene in den Film ein, die die streckenweise durchaus burleske Komödie über die Midlife-Crisis und die absurden Funktionsmechanismen der deutschen Filmbranche in eine lebensphilosophische Umlaufbahn katapultiert. Das knirscht gewaltig im dramaturgischen Getriebe und soll auch so sein. Nicht um erzählerische Perfektion geht es Levy in seinem Schelmenstück, sondern um die löchrige Struktur des Lebens und die Unvollkommenheit des narzisstischen Ichs.

Etwas zu weit steckt Levy das komödiantische Spielfeld ab, wenn Branchenburleske, Midlife-Crisis-Satire, Familien-Dramödie, lebensphilosophische Exkurse sowie prinzipielle Anmerkungen zum Filmemachen über die Leinwand mäandern. Bei aller Sympathie für die Unvollkommenheit des Lebens und des Kinos fehlt es hier an der notwendigen Tiefenschärfe.

Bewertung: annehmbar Das Leben ist zu lang Deutschland 2010, 86 Minuten, ab 12 Jahren, R: Dani Levy, D: Markus Hering, Meret Becker, Veronica Ferres, täglich im Abaton, Cinemaxx, Koralle, Passage, UCI Othmarschen; www.daslebenistzulang.x-verleih.de