Die Liebeskomödie “Me Too“ ist ein berührendes Plädoyer gegen Vorurteile

"Me Too - Wer will schon normal sein?" - Der deutsche Untertitel führt zunächst in die Irre, weil er den Wunsch der Hauptfigur unverständlicherweise in sein Gegenteil verkehrt. Denn Daniel (Pablo Pineda) möchte nichts lieber als "normal" sein. Dass der 34-Jährige nicht so ist wie andere, sieht man ihm gleich an: Er leidet am Down-Syndrom. Trotz seiner Behinderung hat er allerdings ein Hochschulstudium der Sonderpädagogik mit Auszeichnung abgeschlossen und arbeitet nun in einer Beratungsstelle für behinderte Menschen. Hier interessiert er sich für seine attraktive Arbeitskollegin Laura (Lola Duenas), die ihm als Einzige mit Offenheit und Natürlichkeit begegnet. Doch mit ihrem Techtelmechtel heizen Daniel und Laura den Bürotratsch an.

Der Film des Regietandems Álvaro Pastor und Antonio Naharro wirft zahlreiche wichtige Fragen auf: Wie gehen westliche Gesellschaften mit behinderten Menschen um? Welche körperlichen und seelischen Bedürfnisse haben sie? Fragen, auf die die Regisseure keine endgültigen Antworten geben, die sie eher als Denkanstöße verstanden wissen wollen.

Dabei berührt der Film auch Tabus, etwa die körperliche Nähe zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten - auch wenn der Film die damit einhergehenden Bildverbote nicht umgehen will und bei der einzigen Bettszene verschämt abblendet.

Die Authentizität des Films ist auf die persönliche Betroffenheit der Macher zurückzuführen. Antonio Naharros Schwester Lourdes leidet am Down-Syndrom, ebenso die Tochter des Produzenten Julio Medem.

Hauptdarsteller Pablo Pineda, 34, hingegen ist in der Tat der erste Europäer mit Down-Syndrom, der einen Hochschulabschluss erworben hat. Die Annahme, dass er sich selbst spielen würde, wird allerdings seiner darstellerischen Leistung nicht gerecht. Pineda beeindruckt durch Charme, Humor und Schlagfertigkeit. Dafür wurde er beim Filmfest von San Sebastian als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Beurteilung: empfehlenswert Me Too - Wer will schon normal sein? Spanien 2009, 103 Min., ab 12 Jahren, R: Álvaro Pastor, Antonio Naharro, D: Lola Dueñas, Pablo Pineda, Isabel García Lorca, Pedro Álvarez Ossorio, täglich im 3001 (OmU), Holi, Passage; www.metoo-derfilm.de