Das bewegende Außenseiter-Drama “Versailles“

Der Filmtitel mag Assoziationen wecken an den höfischen Prunk vergangener Jahrhunderte, an ein opulentes Ausstattungsdrama, doch das Debüt des Regisseurs Pierre Schoeller ist das genaue Gegenteil: In seinem Mittelpunkt stehen gesellschaftliche Außenseiter, für die jeder neue Tag ein erneuter Überlebenskampf ist.

Damien ist ausgestiegen aus der Gesellschaft, in dem verwilderten Areal, das gar nicht so weit vom Schloss Versailles entfernt ist, hat er sich eine Hütte gezimmert. Als eines Tages die obdachlose Nina mit ihrem fünfjährigen Sohn Enzo auftaucht, könnte dies ein neuer Anfang sein. Doch nach einer leidenschaftlichen Nacht hat sich Nina am nächsten Morgen aus dem Staub gemacht und Damien die Verantwortung für ihren Sohn aufgebürdet. Das ist für ihn alles andere als einfach zu bewältigen. Den nahenden Winter können sie hier nicht verbringen, aber zu seinem Vater, mit dem er vor langer Zeit gebrochen hat, zurückzukehren, erfordert von Damien eine große Überwindung.

In "Versailles" hat der mit 37 Jahren verstorbene Guillaume Dépardieu einen seiner letzten Kinoauftritte. Als Damien kann er noch einmal sein ganzes Talent entfalten. Er tut dies mit kleinen Gesten und mit Blicken, darin ganz das Gegenstück zu seinem Vater Gérard Dépardieu, der oft seinen ganzen massigen Körper einsetzt.

Beurteilung: empfehlenswert Versailles F 2008, 113 Min., ab 12 J., R: P. Schoeller, D: Guillaume Dépardieu; www.kairosfilm.de