Ein Aufruf von “Geo“-Chef Peter Matthias Gaede stößt auf Zustimmung und Kritik. Schon mehr als 50 Chef-Redakteure sollen unterschrieben haben.

Hamburg. Die von "Geo"-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede initiierte Erklärung von "Chefredakteurinnen und Chefredakteuren von Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien in Deutschland" für den Schutz des Urheberrechts und gegen den Diebstahl geistigen Eigentums findet immer mehr Unterstützer. Ursprünglich war der Aufruf von 23 Chefredakteuren von Gruner + Jahr unterschrieben worden, das Zeitschriftenhaus, für das auch Gaede arbeitet. Mittlerweile beziffert ein Verlagssprecher die Zahl der Chefredakteure, die ihren Namen unter die Erklärung gesetzt haben auf "um die 50". Zu ihnen gehört auch Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider. Weitere Unterzeichner sind Jan Eric Peters ("Welt"), Gabor Steingart ("Handelsblatt"), Uwe Vorkötter ("Berliner Zeitung") und Andreas Hallaschka ("Merian").

"Wer den Begriff des geistigen Eigentums, wie geschehen, für ,ekelhaft' erklärt; wer die ,Prekarisierung von Wissens- und Kulturarbeit' beklagt, aber sie selbst fördert; wer die ,Verwertungsindustrie' bekämpft und darüber vergessen machen will, welche substanzielle Bedeutung sie für die Produzenten von Inhalten hat; wer die keineswegs austauschbare Arbeit von Journalisten, Autoren, Fotografen, Schriftstellern, Musikern, Künstlern zum selbstverständlichen Allgemeinbesitz erklärt; wer den ,Kontrollverlust' der Inhalteproduzenten über ihre Inhalte feiert; und wer jene, die sich zum Urheberrecht bekennen, anonym und mit denunziatorischen Mitteln verfolgt - der dient nicht einer Bürgergesellschaft, die auf fairen Geschäftsbedingungen aufbaut", heißt es in Gaedes Erklärung.

Sie hat auch Widerspruch provoziert: In einer "Wutgegenrede" verwahrt sich ein freier Journalist im Internet dagegen "die mehrfache Verwertung und Weiterlizenzierung meiner Arbeit zu einem Recht der Verlage zu erklären und damit das Ziel der fairen Vergütung der Urheber ad absurdum zu führen". Damit spielt er auf ein Urteil des Landgerichts Hamburg vom September 2011 an, das es der Gruner+Jahr-Tochter G+J Wirtschaftsmedien untersagt, von ihren freien Mitarbeitern weiterhin eine Globalabtretung der Urheberrechte zu verlangen.

Gaede antwortet, dass es Aufgabe von Chefredakteuren sei, für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen. Diese Bedingungen würden aber "nun mal partout nicht fairer, wenn auf Konsumentenseite die Erwartung geweckt wird bzw. in Teilen der Gesellschaft schon grassiert, ein Urheberrecht solle es überhaupt nicht mehr geben". Denn "wer raubkopiert, wird am Ende nicht einige wenige Große arm gemacht haben, sondern zuvor den unbekannten freien oder auch festangestellten Journalisten".