“Der Vater meiner Kinder“ ist eine Tragödie, die das Leben selbst geschrieben hat

Schauspieler werden auf Titelblättern gefeiert, Regisseure im Feuilleton seitenlang interviewt, aber Filmproduzenten werden in der Öffentlichkeit und vom Kinopublikum kaum wahrgenommen. Dabei sind sie es, die den eigentlichen Balanceakt in diesem Medium vollziehen, das wie kein anderes auf dem unsicheren Terrain zwischen Kunst und Kommerz angesiedelt ist.

Mia Hansen-Løve widmet sich in "Der Vater meiner Kinder" nun dem stressigen Berufsstand in Form einer Tragödie, die vom Leben selbst geschrieben wurde. Der Produzent Humbert Balsan, an dessen Schicksal Hansen-Løve ihre Geschichte anlehnt, war ein wichtiger Förderer des französischen und europäischen Autorenkinos, bis seine Firma vor fünf Jahren auf einen Bankrott zusteuerte und er sich das Leben nahm.

Nur grob verfremdet zeichnet der Film die berufliche und private Situation des Produzenten, um den sich die Schlinge von Kreditverpflichtungen, verzögerten Produktionsabläufen und scheiternden Filmprojekten immer enger zieht. Vor Frau und Kindern lässt sich Grégoire (Louis-Do de Lencquesaing) kaum etwas von seiner ausweglosen Situation anmerken. Aber natürlich leidet auch die Familie, die wie ein surrealer, privater Glückskontrast zur beruflichen Situation wirkt, unter der Anspannung des Vaters. Etwa in der Mitte des Films fällt der tödliche Schuss und danach widmet sich Hansen-Løve mit eindringlicher Empathie den Folgen, die der Selbstmord für die Familie und die Freunde des Verstorbenen hat.

Sylvia (Chiara Casselli) versucht, die Firma zu retten, die Kinder kämpfen mit Verlassenheitsängsten, und die Kollegen im Produktionsbüro versuchen die Lage mit größtmöglicher Solidarität zu bewältigen. Der Film behandelt die emotionale Trauerarbeit, die unter dem Druck der ökonomischen Zwänge stattfindet, differenziert und ohne falsche Sentimentalität. Hansen-Løve tastet sich vorsichtig in die Seelen der Figuren vor und zeigt mit einfühlsamer Präzision, wie sich nach dem schockartigen Verlust die Lähmung allmählich löst, ein geliebter Mensch langsam zur Erinnerung wird und das Leben auf leisen Sohlen wieder zurückkehrt.

++++- Der Vater meiner Kinder Frankreich 2009 R: Mia Hansen-Løve, D : Louis-Do de Lencquesaing, Chiara Casselli, Alice de Lencquesaing, täglich im Blankeneser; www.vater-meiner-kinder.de