Das Abendblatt kürt Hamburgs beste Deutschlehrer - die Finalisten im Porträt. Heute: Kay Morgenweck von der Primarschule Iserbarg.

Rissen. Er ist ein sehr guter Trainer. Einer, der eine Partie in letzter Minute drehen kann. Weil er weiß, wie er junge Spieler motiviert und das Beste aus ihnen herausholt.

So beschreiben die 16 Schüler aus der Klasse 5a ihren Deutschlehrer Kay Morgenweck, 46. "Wenn wir gestresst sind, dann baut er uns zum Beispiel auch auf", sagt Leon, 10. Nach der Grundschulzeit hätten einige Schüler in einer tiefen Krise gesteckt, an ihren Leistungen gezweifelt. "Einige waren am Boden zerstört - sie dachten: Ich bin niemand, ich kann nix. Wie Herr Morgenweck binnen weniger Wochen das Selbstbewusstsein der Kinder zurückgeholt hat, das hat mich beeindruckt", sagt Erzieherin Claudia Stolley, die den Unterricht unterstützt.

Sie ist quasi die Co-Trainierin, was heute besonders zutrifft. Schließlich stehen die Projektwoche im Zeichen des Fußballs und das Klassenzimmer im Zeichen der Raute. "Wir haben das HSV-Museum besucht und das Stadion besichtigt", sagt Kay Morgenweck, der seit sieben Jahren an der Schule Iserbarg in Rissen Deutsch, Gesellschaftskunde und Darstellendes Spiel unterrichtet. Jetzt sollen die Schüler in Zweierteams jeweils einen kleinen Aufsatz schreiben - über den HSV natürlich.

Kay Morgenweck, der vor seinem Lehramtsstudium zehn Jahre lang als Diplom-Pädagoge in der Gemeinde St. Ansgar in Langenhorn für die Jugendarbeit zuständig war, geht von Tisch zu Tisch, beantwortet geduldig die Fragen seiner Schützlinge und gibt Tipps zum Aufbau des Textes. "Ihr habt euch ja vorgestellt, dass ihr Reporter seid. Also erinnert euch: Wichtig sind die Antworten auf die sogenannten W-Fragen", sagt Kay Morgenweck, der selbst Vater von zwei Kindern ist, von Felix,13, und Lea, 10. "Ich bemühe mich, jedes Kind als Person zu sehen und es mit seinen Problemen und Sorgen ernst zu nehmen", sagt der Pädagoge. Den Gemeinschaftssinn will er stärken - und das ist ihm in der 5a, einer Integrationsklasse, gelungen. Erst nach den Sommerferien hatte Kay Morgenweck die Klasse übernommen. Acht Schüler kannte er bereits seit der ersten Klasse, die anderen acht waren von verschiedenen Grundschulen an die Schule Iserbarg gewechselt, die, vor der gescheiterten Schulreform, eine von 23 Hamburger Starterprimarschulen wurde.

"Wir setzen die Idee des längeren gemeinsamen Lernens jetzt trotzdem um. Mindestens bis Ende des sechsten Schuljahrs möchte ich diese Klasse unterrichten", sagt Kay Morgenweck. Die Unterstützung der Eltern sei "großartig", sagt der Pädagoge. An seinem Geburtstag stehe zum Beispiel immer eine Mutter mit einem selbst gebackenen Kuchen in der Tür, und die Väter hätten natürlich geholfen, den Klassenraum weihnachtlich zu schmücken. Kay Morgenweck will "nicht nur Lehrer, sondern auch Ansprechpartner" sein. Deshalb wohne er mit seiner Familie selbstverständlich auch in Rissen. "Ich finde es schön, meine Schüler am Nachmittag beim Einkaufen zu treffen. Sie können mich dann fragen, wenn sie bei einer Hausaufgabe Schwierigkeiten haben."

"Meine Hausaufgaben erledige ich mittlerweile sogar gern", sagt Schüler Johannes Herbst. "Und seit Herr Morgenweck mein Lehrer ist, lese ich auch mal freiwillig ein Buch", sagt er. Die Schüler arbeiten konzentriert an ihren HSV-Projekten. Bis es zur Pause klingelt. "Herr Morgenweck gibt uns immer das Gefühl, dass wir eine besondere Klasse sind", sagt Linus Höck. "Für uns ist er schon jetzt der beste Deutschlehrer der Stadt."

Kay Morgenweck winkt ab, wird ein bisschen rot. Er bedankt sich bei seinen Schülern dafür, dass sie ihn heimlich beim Abendblatt-Wettbewerb vorgeschlagen habe. "Mich rührt es, wenn ich ein so tolles Zeugnis bekomme."