Das Abendblatt stellt die Finalisten für den Titel “Hamburgs besten Deutschlehrer vor. Heute: Claudia Frohnert vom Gymnasium Oldenfelde

Rahlstedt. Den Deutschunterricht finden die 28 Schüler der Klasse 8c ziemlich gruselig. Natürlich nur heute, denn Klassenlehrerin Claudia Frohnert lässt ihre Schüler in dieser Doppelstunde Schauermärchen schreiben. "Toll, dass sie die Stunden oft überraschend gestaltet", sagt Martin, 13. Schön sei das - heute schön schaurig.

Die 29-jährige Pädagogin, die seit zwei Jahren am Gymnasium Oldenfelde Deutsch und Biologie unterrichtet, hat die Tische mit orangefarbenen Servietten geschmückt, die Vorhänge sind vorgezogen, Kerzenschein taucht das Klassenzimmer in ein schummriges Licht. In kleinen Gruppen sollen sich die Schüler jeweils eine Gruselgeschichte ausdenken und ihr Ende szenisch darstellen. "Meine Schüler sollen erlebnis- und handlungsorientiert lernen", sagt die Lehrerin, die in ihrer Geburtsstadt Rostock studiert hat. "Wenn sie bloß Texte auswendig lernen, haben sie den Inhalt doch garantiert nach der nächsten Klassenarbeit wieder vergessen."

Eigentlich stünden derzeit die Nibelungen auf dem Plan, sagt die sportliche Pädagogin und deutet auf ein Tafelbild, das sehr übersichtlich Siegfrieds Stammbaum darstellt. "Aber spontan schiebe ich auch mal ein Thema ein, um das Interesse der Schüler erneut anzufachen", sagt die Hobby-Volleyballspielerin, die in Tonndorf wohnt und 2001 selbst am Gymnasium Oldenfelde Abitur gemacht hat.

"Es ist toll, jetzt als Lehrerin an meiner alten Schule zu sein", sagt Claudia Frohnert. Ihre eigenen Lehrer von einst und Kollegen von heute sehen das ähnlich. "Claudia Frohnert war eine tolle Schülerin, sie hat bei mir zwölf Punkte im Mathe-Abi geholt. Und auch als Kollegin ist sie super", sagt Mathelehrer Thomas Nohr. Neben ihrer pädagogischen Arbeit sei löblich, dass die junge Kollegin im Sportverein aktiv sei, dort manche Schüler auch außerhalb des Klassenzimmers kennenlerne. "So eine Verzahnung von Schülerleben und Lehrerdasein ist hilfreich."

Jetzt hilft Claudia Frohnert erst einmal ihren Schützlingen. Sie geht von Gruppe zu Gruppe, beantwortet geduldig Fragen - und schaut zu, wie drei Schülerinnen ihre Gruselgeschichte als Schattenspiel einstudieren. "Das sieht schon sehr gut aus", lobt sie die Schülerinnen mit ihrer fröhlichen Stimme.

"Frau Frohnert ist immer gut gelaunt, das motiviert uns", sagt Lara, 13. "Sie ist zwar auch streng, aber sie wirkt nicht wie eine Lehrerin, sondern manchmal eher wie eine gute Freundin", sagt Florian, 14. Sie nehme ihre Schüler ernst, versuche stets, bei Sorgen und Problemen Ansprechpartner zu sein, sagt Claudia Frohnert: "Meine Schüler sind jetzt in der Pubertät. Es ist einfach wichtig, sie nicht mehr wie kleine Kinder zu behandeln."

"Wer von euch möchte seine Gruselgeschichte der Klasse vorstellen?", fragt Claudia Frohnert, die ein kleines Schwarzes und darunter ein langärmeliges rotes Shirt trägt. Die Arme schnellen in die Höhe, fast jeder Schüler möchte als Erster dran sein. Claudia Frohnert entscheidet sich für eine Gruppe, die ihre Gruselgeschichte als Theaterstück präsentiert - mit Musik von der iPod-Station.

Es ist still in der Klasse; erst als die Präsentation beendet ist, wird Beifall laut. "Halt, bevor ihr euch setzt: Holt euch erst einmal die Auswertung der Klasse ab", sagt die Pädagogin. Für die Gruppe gibt es Lob von den Klassenkameraden - und auch von Claudia Frohnert.

Für die gibt es aber auch noch ein Kompliment. "Sie ist die beste Deutschlehrerin - ob sie gewinnt oder nicht", sagt Yuen Yee.