Die drei Männer sollen in der Silvesternacht am Hamburger S-Bahnhof Veddel einen 42 Jahre alten Mann bewusstlos geprügelt haben.

Hamburg. Die drei jungen Männer, die den 42 Jahre alten Artur G. auf dem Hamburger S-Bahnhof Veddel bewusstlos geprügelt haben sollen, haben sich in Begleitung von Anwälten bei der Bundespolizei-Inspektion an der Jenfelder Allee gestellt. Sie erschienen am Morgen um 9 Uhr in der zentralen Dienststelle der in diesem Fall zuständigen Bundespolizei, machten aber zu den Vorfällen auf dem Bahnsteig keinerlei Angaben. Bei den mutmaßlichen Schlägern handelt es sich um deutsche Staatsangehörige. Amir A. (22) aus Hummelsbüttel, Ibrahim O. (24) aus Winterhude und Hüseyin O. (24) aus Eilbek wurden erkennungsdienstlich behandelt und anschließend freigelassen. Nach Ansicht des Richters lagen keine Gründe vor, um das Trio in Untersuchungshaft zu nehmen. Alle drei sind berufstätig und haben einen festen Wohnsitz. Offenbar besteht nach Ansicht des Richters auch keine Wiederholungs- oder Verdunkelungsgefahr. Nach Abendblatt-Informationen ist keiner der drei Verdächtigen vorbestraft. Gegen die mutmaßlichen Täter wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Lesen Sie dazu den Abendblatt-Bericht vom 3. Januar:

Prügel-Opfer Artur G. ruft zu Zivilcourage auf

Trotz der schweren Verletzungen würde er es wieder tun: Zwei Tage nachdem Artur G. auf dem Bahnhof Veddel von drei Jugendlichen bewusstlos geprügelt worden war, ruft der 42-Jährige im Krankenbett zu mehr Zivilcourage auf.

Wie berichtet, hatte Artur G. sich schützend vor einen Rentner gestellt, den drei Angreifer vorher offenbar bedroht hatten. Daraufhin schlugen die jungen Südländer ihn zu Boden und traten auf ihn ein. Auf der Suche nach den noch flüchtigen Tätern hat die Bundespolizei ihr Personal auf dem Hauptbahnhof und auf der Veddel kurzzeitig verstärkt.

"Ich bin kein Held - und ich habe den Leuten, die das getan haben, schon verziehen", sagt Artur G. im Gespräch mit dem Abendblatt. Für ihn sei es selbstverständlich gewesen, zu helfen. Einer der Gründe: "Mein Vater ist im selben Alter wie der Mann, dem ich in der S-Bahn beigestanden habe", sagt Artur G., der in Polen geboren wurde und in Hamburg arbeitet. "Er ist neulich auf der Straße gestürzt - und niemand hat ihm geholfen. Schon deshalb konnte ich nicht anders, als um Respekt für den älteren Herrn zu bitten", so der Schwerverletzte. "Ich dachte, ich sollte mit Worten darauf aufmerksam machen, dass das nicht in Ordnung ist. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass die Lage dann so eskaliert."

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand der Bundespolizei brachte einer der mutmaßlichen Täter Artur G. kurz nach der Konfrontation mit einem Tritt in die Knie auf dem Bahnsteig zu Fall. Durch die Tritte auf den Kopf erlitt dieser Schädelprellungen und Abschürfungen. Seine Lebensgefährtin musste die Tat mit ansehen. Auch sie leidet unter den Folgen, ist traumatisiert.

Die für die Sicherheit auf Bahnanlagen zuständige Bundespolizei fahndet mit Bildern aus Überwachungskameras nach den Angreifern. Zivile Fahndungsgruppen und mobile Kontroll- und Überwachungseinheiten suchen auf Streifengängen in Bahnhöfen nach den Tätern. Bundespolizeisprecher Rüdiger Carstens: "Wir haben eine Reihe von vielversprechenden Hinweisen erhalten, überprüfen diese jetzt." Eine Öffentlichkeitsfahndung nach den Tätern soll beantragt werden, wenn die verdeckten Fahndungsmaßnahmen ergebnislos verlaufen. Der Antrag könnte bereits heute bei Gericht eingereicht werden. Dann muss ein Richter entscheiden, ob die Bilder der Videoüberwachung veröffentlicht werden. Der Rentner, den die drei Gesuchten in der S 3 offenbar beleidigt hatten, hat sich noch nicht gemeldet.

Artur G. ist das große Interesse an seiner Person unangenehm. "Alles, was ich getan habe, ist, um ein bisschen Rücksicht zu bitten. Ich selbst war einmal in Lebensgefahr. Mir hat ein Mann geholfen, bei dem ich mich nie bedanken konnte. Vielleicht habe ich jetzt ein bisschen von der Dankbarkeit zurückgeben können, die ich damals spürte", sagt Artur G. Der Unbekannte hatte ihm in einem Restaurant nach einem Kreislaufzusammenbruch ein Stück Pizza aus dem Hals geholt und den 42-Jährigen so möglicherweise vor dem Ersticken gerettet. Zum Fernsehsender RTL sagte Artur G. am Tag nach der Tat, dass er beim Aufwachen aus der kurzen Bewusstlosigkeit Todesangst verspürt habe, aber auch Dankbarkeit: "Ich weiß, dass mir die Tränen geflossen sind, dass so viele Leute um mich waren. Dass es Leute gibt, die auch helfen."