Regattaverein darf umbauen. Mitglieder feiern traditionelles Winterfest im Hotel Atlantic - wenige Tage nach dem 143. Geburtstag des Vereins.

Hamburg. Den Taxifahrer auf dem Weg zum Atlantic-Hotel würde es interessieren, wie die Aufnahmekriterien aussehen, wie hoch der Mitgliedsbeitrag beim Norddeutschen Regatta Verein, kurz NRV, ist. Diese Fragen sind verständlich, ist der traditionsreiche Verein doch mit 2000 Mitgliedern Deutschlands größter und vielleicht auch etwas elitär wirkender Segelklub. Seit 1868 hat sich der NRV dem Regattawesen und der Segelei verschrieben. Der Verein ist stolz auf sein hanseatisches Selbstverständnis und auf seine Geschichte. Passend zu so viel Tradition und dem Image feierten 330 Klubmitglieder und Gäste am Sonnabend im Atlantic-Hotel das jährliche Winterfest mit einem großen Ball - wenige Tage nach dem 143. Geburtstag des Vereins.

Erwählt zu sein, das ist in dieser Gesellschaft etwas, auf das die Mitglieder stolz sind. Nikolai von Stempel, 18, einer der vier jungen Männer, die gleich neben der Garderobe in weißen Hosen und blau-roten Blazern mit Vereinsemblem stehen, sagt, dass sie Alsterpiraten seien, "das ist ein elitärer Hamburger Seglerklub von 1898", ein eigenständiger Klub innerhalb des NRV, in dem nur Männer zugelassen sind. "Wir sind sehr stolz auf unsere Tradition, auf unsere Geschichte", sagt Nikolai von Stempel. Die Alsterpiraten, so ist es auf der Homepage im Internet formuliert, "sind die besseren Söhne, die ihre Freizeit auf dem Wasser kultivieren". Die Alsterpiraten waren an diesem Abend zuständig dafür, den Damen und Herren die Garderobe abzunehmen. "Wir legen Wert auf gutes Benehmen", sagt ein anderer Alsterpirat. Zwischendurch schauten die vier Jungs immer mal wieder in den Spiegel, um zu gucken, ob die Krawatten richtig sitzen. Aufgenommen werde man sowohl bei den Alsterpiraten als auch beim NRV nur auf Empfehlung. Gibt es keine Einwände vonseiten der Klubmitglieder, steht nach einer Aufnahmegebühr von 2500 Euro einer Mitgliedschaft im NRV nichts mehr im Wege. Der Monatsbeitrag ist nach Einkommen gestaffelt.

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Gegenüber den Alsterpiraten vor dem Ballsaal begrüßten NRV-Vorstand Andreas Christiansen und Ehefrau Carla sowie der Kommodore Gunter Persiehl mit Ehefrau Gyde jeden Gast persönlich. Die Herren trugen eine weiße Weste unter der Galagarderobe, weil sie mit Damen unterwegs waren. Ohne Damenbegleitung tragen die Herren dunkle Westen. Auch so eine Tradition.

Für die Christiansens war es eine gute Segelsaison. "Wir waren acht Tage vor Helsinki in Finnland bei bestem Wetter", sagte der Präsident. Mit seinem Team habe er die 5.5er-Weltmeisterschaft gewonnen. Überhaupt war der Präsident zufrieden: Einen Tag zuvor erst habe der Verein die Baugenehmigung für den Umbau des Klubhauses an der Schönen Aussicht erhalten. Das alte Gebäude war Pfingsten 2010 abgebrannt. Und: Die Jugendabteilung mit 270 Aktiven wachse. "Wir bauen ein neues Jugendzentrum an der Alster, weil wir uns den Ausbau der Jugendarbeit groß auf die Fahnen geschrieben haben", so Christiansen.

Erfolgreiche Segler kann der NRV schon jetzt vorweisen: 17 Segler, allein acht im Starboot, versuchen sich im Moment in vier olympischen und zwei paralympischen Bootsklassen für die olympischen Segel-Wettbewerbe 2012. Erik Heil und Thomas Plößel, sie führen die deutsche Rangliste in der Bootsklasse der 49er an, waren genauso unter den Ballgästen wie Florian Haufe, Silbermedaillengewinner bei der Youth Olympia 2010 in der Klasse Laser Radial.