Die Ärzte der Ehefrau von Helmut Schmidt sprechen von einem “deutlich reduzierten Zustand“. Der Altkanzler sagt sämtliche Reisen ab.

Hamburg. Angehörige und Ärzte sind in großer Sorge um Loki Schmidt . Die Ehefrau von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, die am Wochenende auf Anweisung ihrer Ärzte aus der Asklepios-Klinik Nord nach Zuhause verlegt worden war, kämpft mit den Folgen ihrer Fußoperation, der sie sich am 23. September nach einem Sturz hatte unterziehen müssen. Ihr gegenwärtiger Zustand gilt nach Ärztemeinung als "deutlich reduziert". Auf Ansprachen reagiert die 91-Jährige nicht voll oder gar nicht. Die medizinischen Prognosen für die weitere Entwicklung des Krankheitsbildes pendeln unentschieden zwischen "schlechter oder besser".

Ehemann Helmut Schmidt, 91, ist, wie im persönlichen Gespräch zu erkennen ist, tief beunruhigt und erschüttert. Er hat sämtliche Reisen abgesagt, darunter eine lange vorbereitete Reise nach China. Schmidt-Tochter Susanne, die als Bankerin und TV-Kommentatorin schon seit vielen Jahren in der Nähe von London lebt, ist nach Hamburg gekommen, um am Bett ihrer Mutter zu wachen. Dürre Presse-Statements werden von Schmidts Büro nur noch auf Anfrage erteilt.

In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung, das vor ihrer Einlieferung ins Krankenhaus geführt wurde, hatte Loki Schmidt gesagt, sie und ihr Mann wollten ihren 70. Hochzeitstag im Juni 2012 gemeinsam erleben.

Die 91 Jahre alte Naturschützerin leidet an den Auswirkungen eines sogenannten Durchgangssyndroms, wie es nach ärztlicher Erfahrung "nach einem schwerwiegenden Ereignis wie einer Operation, einem persönlichen Verlust, aber auch nach einem jähen Situationswechsel wie etwa von einem gewohnten Heim in ein Krankenhaus" auftreten kann. Als erfolgversprechendes Mittel dagegen wird unter anderem die Rückverlegung des Patienten in die häusliche Umgebung angesehen.

Deshalb wurde der überraschende Wechsel vom Krankenhaus in den heimischen Bungalow in Langenhorn angeordnet. Ursprünglich sollte Loki Schmidt etwa zehn Tage nach der ersten Operation ein zweites Mal operiert werden. Damit ist vorläufig, wenn überhaupt, nicht zu rechnen. Loki Schmidts Krankengeschichten der vergangenen Jahre waren dramatisch. Aber als "sehr disziplinierte und geduldige Patientin", so ihre Ärzte, hat sie sich immer wieder auf das rettende Ufer durchgekämpft: Im Jahr 2008 war ihr Rollator nachts um 4 Uhr im Badezimmer mit ihr plötzlich umgekippt und mit großer Wucht auf den Fliesen aufgeschlagen.

Loki Schmidt konnte sich nicht mehr bewegen und wurde erst morgens nach 8 Uhr von einer Helferin gefunden. Bei der ersten Untersuchung im Krankenhaus wurden keine Knochenbrüche entdeckt, die Patientin litt aber an großen Schmerzen und ihr Körper war von blauen Flecken und Blutergüssen übersät.

Im Mai 2007 wurde sie nach einem Schwächeanfall in die Asklepios-Klinik St. Georg eingeliefert. Während einer ausführlichen Diagnostik wurden drei Brüche im Lendenwirbelbereich entdeckt. Die Folge war eine riskante zweistündige Operation an der Wirbelsäule. Nach einem wochenlangen Training in einer Frührehabilitationsklinik sagte Loki Schmidt: "Ich musste erst mal wieder laufen lernen. Aber alle Qual hat sich gelohnt."

In jener Zeit, als es um Leben und Tod ging, hatte Loki Schmidt zu einem Arzt gesagt: "Herr Doktor, was Sie auch sagen mögen, eines weiß ich genau: Meine Kerze ist am Abbrennen!" Was der Mann in Weiß nicht gelten ließ: "Sagen wir besser: Der Geist ist wacher als der Körper."

Während eines Urlaubs im Ferienhaus der Familie am schleswig-holsteinischen Brahmsee im Jahr 2004 musste sie elf Tage lang gegen eine spät erkannte Vergiftung ihres Organismus kämpfen. "Es ging nur noch um Stunden", sagte sie später.

Ihr scheinbar grenzenloser Optimismus blieb dennoch nie auf der Strecke. Einmal allerdings sprach sie unter vier Augen über das "böse zweite Alter mit seinen Schmerzen, seiner Einsamkeit und seinen Ängsten".

Aber auch diesmal wird Loki Schmidt nicht aufgeben.