Jan Philipp Reemtsma über die Rolle als Honorardiplomat, seine Motive und seine Ziele. In Slowenien war er selbst noch nicht

Hamburg. Jan Philipp Reemtsma, 59, ist Mäzen, Stifter, Institutsleiter und Literaturwissenschaftler. Ein vielseitig engagierter Mann, den es nicht unbedingt in die größere Öffentlichkeit drängt. Deshalb ist es auch eine Überraschung, dass er eine neue Aufgabe übernommen hat, für die Repräsentation wesentlich scheint: Reemtsma vertritt künftig die Republik Slowenien als Honorarkonsul in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ein Gespräch über seine Gründe und Pläne.

Hamburger Abendblatt: Wie ist Ihre neue Aufgabe zustande gekommen?

Jan Philipp Reemtsma: Mitja Drobnic, der slowenische Botschafter in Deutschland, hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, sein Land als Honorarkonsul in Hamburg und Schleswig-Holstein zu vertreten, nachdem der Unternehmer Kai Wünsche dieses Ehrenamt aus Altersgründen aufgegeben hatte. Es war offenbar die Idee von Drobnic, mich auszuwählen. Ich war darüber zunächst sehr erstaunt und habe mich gefragt, wieso ich, wieso Konsul, wieso Slowenien?

Was hat Sie davon überzeugt, das Angebot anzunehmen?

Reemtsma: Im klassischen Modell eines Honorarkonsuls, so wie ich es mir vorgestellt habe, geht es um die Vermittlung wirtschaftlicher Kontakte. Ich bin jedoch kein Mitglied der Hamburger Wirtschafts-Community. Mitja Drobnic versicherte mir aber, dass auch der kulturelle Austausch sehr wichtig sei und es nicht unüblich ist, dass Konsuln individuelle Schwerpunkte setzen. Je länger ich über sein Angebot nachdachte, desto interessanter fand ich die Idee. Ich sagte mir schließlich: Warum nicht Konsul, das habe ich noch nie gemacht. Und die Vorstellung, etwas für den kulturellen Austausch zu tun, fand ich sehr sympathisch.

Wie ging's dann weiter?

Reemtsma: Nach der Abstimmung mit den Auswärtigen Ämtern hat der Botschafter mir die Aufgabe im Februar übertragen. Das Exequatur, also die Zulassung vor Ort mit den Worten "Er möge ausführen", wurde mir in der vergangenen Woche vom Hamburger Senat erteilt. Am 22. März folgt das Exequatur in Kiel durch die Landesregierung von Schleswig-Holstein.

Wie vertraut sind Sie mit dem Land?

Reemtsma: Ich war noch nie dort. Aber für die Entscheidung brauchte ich keine touristische Erfahrung. Ich kenne genügend Leute, die vertraut mit Land und Leuten sind. Das hat mir geholfen. Wichtiger scheinen mir ohnehin Sympathie für das Land und Interesse am Leben dort. Beides ist bei mir vorhanden. Und an meinem Wissen über Slowenien arbeite ich. Ich lese viel zur Geschichte, aber auch literarische Texte, die auf Deutsch vorliegen. Demnächst werde ich Slowenien bereisen, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Ich möchte mir Ljubljana und Maribor ansehen und auch im Hinterland unterwegs sein. Slowenien ist ja nicht allzu groß, es lässt sich also rasch ein aussagekräftiger Eindruck gewinnen. Außerdem würde ich dort gerne Menschen kennenlernen und werde auch Institutionen wie zum Beispiel Universitäten besuchen. Das aber vielleicht nicht beim ersten Aufenthalt.

Was sind Ihre Aufgaben in Hamburg?

Reemtsma:Passangelegenheiten und anderes kann ich nur weiterleiten, an die Botschaft in Berlin, an das Generalkonsulat in München oder das Konsulat in Düsseldorf. Da werde ich eher die Rolle des Mittlers haben. Was die wirtschaftlichen Kontakte betrifft, kann ich vielleicht dabei behilflich sein, erwünschte Verbindungen herzustellen.

Wir haben von der Botschaft in Berlin erfahren, dass die Slowenen insbesondere im Logistikbereich und in der touristischen Präsentation einen stärkeren Austausch wünschen.

Reemtsma: Das wird sich finden. Vorstellbar ist, dass wir Aktivitäten des Slowenischen Fremdenverkehrsbüros, das in München seinen Sitz hat, durch Maßnahmen unterstützen, die in Hamburg Erfolg versprechen.

Betrachtet man Ihr Engagement im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich, so ist wahrscheinlich, dass Sie sich gerade hier besonders engagieren. Haben Sie schon konkrete Projekte vor Augen?

Reemtsma: Nein. Aber ich kann mir gut vorstellen, den Austausch beispielsweise zwischen Theatern und Literatureinrichtungen zu suchen. Auch an die Universitäten in Hamburg, Kiel und Ljubljana wäre zu denken.

Müssen Sie zum Wohle Sloweniens eine noch etwas öffentlichere Person werden?

Reemtsma: Kaum. Es handelt sich nicht um eine raumgreifende Aufgabe. Ich werde sicherlich nicht einen Großteil meiner Zeit auf Empfängen verbringen.

Werden Sie selbst Empfänge veranstalten, beispielsweise zum Tag der Unabhängigkeitserklärung am 25. Juni?

Reemtsma: Dieses Datum wäre ein guter Anlass, mich dem Konsularischen Korps in Hamburg vorzustellen.