Die Anfrage des slowenischen Botschafters in Berlin hatte Jan Philipp Reemtsma, 59, zunächst verwundert. Doch dann sagte er sich: "Warum nicht, das habe ich noch nie gemacht." Nun, nach dem Antrittsbesuch gestern in der Kieler Staatskanzlei, ist er neuer Honorarkonsul Sloweniens für Hamburg und Schleswig-Holstein.

Reemtsma mag Überraschungen - so wie damals, als er im Alter von26 Jahren das Erbe seines Vaters antrat und seine Anteile am Tabakkonzern sofort verkaufte. Er ist seither Mäzen in Wissenschaft und Kultur, Gründer und Finanzier des Hamburger Instituts für Sozialforschung, das mit der Wehrmachtsausstellung, so sagt er, "zehn Jahre lang die Republik geplagt hat - und das zu Recht". Vor allem aber ist er Literaturwissenschaftler und ein leidenschaftlicher Leser.

Lange Zeit scheute Reemtsma, der verheiratet ist und einen Sohn hat, die Öffentlichkeit. Das änderte sich, als er 1996 Opfer einer Entführung wurde. Was ihn wirklich antreibt, zeigt sich rasch, sobald Reemtsma über seine Passionen spricht, zum Beispiel über die Werke Arno Schmidts und Wielands, die Musik Lennons und Dylans - und nicht zuletzt über den Ausnahmeboxer, dem Reemtsma ein Buch widmete, weil er zum Vorbild taugt: "Muhammad Ali hat die Welt ein bisschen besser gemacht. Und wenn man das von einem Menschen sagen kann, ist doch wohlalles in Ordnung."